So etwa alle ein bis zwei Jahre geschieht es: Dann verfinstert sich die gewohnt helle Silberscheibe des Vollmonds und verfärbt sich blutig rot. Der Schatten der Erde schirmt den Erdtrabanten vom Sonnenlicht ab und eine totale Mondfinsternis ist die Folge. Aber warum geschieht dies nur bei Vollmond – und warum nicht bei jedem vollen Mond?
Warum nicht jeder Vollmond verfinstert ist
Der Grund ist die Geometrie der Mondbahn. Bei einer Mondfinsternis verdunkelt der Schatten der Erde den Mond. Dies kann nur zur Zeit des Vollmonds geschehen, da nur dann Mond, Erde und Sonne in einer Linie stehen. Der Mond, der nur in rund 385.000 Kilometern Entfernung von der Erde seine Bahn zieht, müsste daher theoretisch jedes Mal bei Vollmond in den Schatten der Erde eintauchen.
Da die Mondbahn aber gegen die Erdbahn geneigt ist und sich zudem ganze System im Laufe der Zeit gegeneinander verdreht, bewegt sich der Mond während der meisten Vollmonde bis zu 37.000 Kilometern ober- oder unterhalb der genauen Linie Erde-Sonne vorbei und „entkommt“ damit dem Schatten der Erde. Nur zweimal im Jahr kreuzt der Mond die Ebene der Erdbahn in einem der beiden sogenannten Mondknoten und kommt so in Reichweite des Erdschattens.
Knapp daneben…
Auch wenn sich theoretisch knapp alle sechs Monate eine Mondfinsternis ereignet – sehen tun wir davon oft nichts. Denn ähnlich wie der Schatten des Mondes bei einer Sonnenfinsternis hat auch die Erde einen Kernschatten und einen Halbschatten. Der Kernschatten der Erde ist ein riesiger spitzzulaufender Kegel, der bis zu 1,4 Millionen Kilometer weit ins All hineinreicht. Nur wenn der Mond die Spitze dieses Kegels genau trifft, ereignet sich eine totale Mondfinsternis.
Bei einigen Finsternissen jedoch durchwandert der Mond nur den Halbschatten der Erde und wird daher kaum abgedimmt. Andere ereignen sich zu einer Zeit, in der der Mond bei uns schon untergegangen ist. Denn eine Mondfinsternis ist immer nur etwa auf der halben Erdkugel sichtbar. Das ist zwar deutlich mehr als eine Sonnenfinsternis, die nur einen sehr schmalen Schattenpfad erzeugt, reicht aber aus, um nicht immer von überall aus sichtbar zu sein.
Der Saros-Zyklus
Wann welche Mondfinsternisse anstehen, lässt sich jedoch ziemlich genau vorhersagen. Denn sie folgen einem rund 18-Jährigen Zyklus, dem sogenannten Saros-Zyklus. Nach dieser Zeit von 223 Vollmonden stellt sich die gleiche Geometrie zwischen Sonne, Mond und der Erde ein – eine fast identische Finsternis findet statt. Der Mond steht dabei von der Erdoberfläche aus gesehen am Himmel an nahezu der gleichen Position und verfinstert sich fast zur gleichen Zeit.
Entdeckt wurde der Saros-Zyklus nicht etwa durch moderne Astronomie und Computermodelle, sondern bereits von den Himmelskundigen der alten Babylonier. Obwohl diese im Laufe ihrer Lebenszeit nur maximal drei solcher gleichen Mondfinsternisse erleben konnten, erkannten sie bereits das System dahinter.
Nadja Podbregar
Stand: 25.09.2015