Im Rahmen der Energiewende sollen Sonne, Wind und Co bald einen Großteil des deutschen Strombedarfs decken. Inwiefern das machbar ist, haben Wissenschaftler um Kurt Rohrig vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Kassel überprüft.
In einer Simulation schalteten sie mehrere unterschiedliche Stromerzeuger zusammen, darunter Windparks, Solaranlagen und Biogasanlagen. Die so miteinander verbundenen Anlagen arbeiten aufeinander abgestimmt und lassen sich wie ein einziges Kraftwerk auffassen – ein sogenanntes Kombikraftwerk. So sorgt das Kombikraftwerk für eine konstante Stromproduktion.
100 Prozent erneuerbare Energie sind machbar
Bereits die ersten Simulationen im Jahr 2007 zeigten: Das Kombikraftwerk ist effektiv und produziert ausreichend Strom. Wind und Sonne sind dabei die wichtigsten Energielieferanten: Zusammen bringen sie fast drei Viertel des gesamten Stroms ins Netz. Windkraft allein steuert 53 Prozent bei, Solarzellen liefern 20 Prozent
Doch der Strom muss nicht nur in ausreichender Menge erzeugt werden, er muss auch da ankommen, wo er gebraucht wird. Dazu muss das Stromnetz die gewonnene Energie auch entsprechend verteilen können. Im zweiten Teil des Projekts entwickelten die Forscher darum ein Zukunftsszenario für ganz Deutschland. Anhand von realen Wetterdaten testeten sie für den Verlauf eines ganzen Jahres, wie viel Strom die einzelnen Standorte im ganzen Land beisteuern können und ob die nötige Verteilung über das Stromnetz möglich ist.
Klimaschutzpreis für Kombikraftwerk
Das Ergebnis: Mit Hilfe solcher Kombikraftwerke könnten in Zukunft sogar 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen. „Eine sichere und stabile Stromversorgung auf Basis von 100 Prozent erneuerbarer Quellen ist in Zukunft bei entsprechenden Anpassungen des Systems technisch sicher machbar“, heißt es im Abschlussbericht der Forscher.
Aber die Forscher wollten es nicht bei bloßen Simulationen belassen: Im Rahmen des Kombikraftwerk-Projekts führten sie auch einen Feldtest durch, in dem sie einige ausgewählte Anlagen zu einem Kombikraftwerk miteinander verknüpften. Dieser Test brachte den Beweis, dass sich die erneuerbaren Energiequellen tatsächlich präzise genug steuern und aufeinander abstimmen lassen, um als Kombikraftwerk zu funktionieren. Die Deutsche Umwelthilfe zeichnete das Kombikraftwerk 2009 mit dem Deutschen Klimaschutzpreis aus.
Ansgar Kretschmer
Stand: 18.09.2015