Die alte Ansiedlung von Uxul erstreckt sich über drei angrenzende Plateaus einer Hügelkette, die vom
nördlichen Guatemala ins östliche Campeche, Mexiko, verläuft. Östlich und westlich der Hügelkette strecken sich weite Niederungen, die während der Regenzeit versumpfen. Der zentrale Bereich der Stadt liegt auf dem höchsten und breitesten Plateau, rund 50 Meter oberhalb von zwei fast 10.000 Quadratmeter großen künstlichen Wasserreservoirs. Die westliche Flanke der Hügelkette fällt steil ab und war daher vermutlich von verteidigungsstrategischer Bedeutung.
Während das Ausmaß des Ortes nach Süden, Westen und Norden durch scharfe Abgrenzungen in der Topografie und insbesondere durch den Übergang zu den Sumpfniederungen gut begrenzt werden kann, sind die Siedlungsgrenzen im östlichen Bereich schwerer zu definieren. Dort erheben sich kleinere Hügel, die passendes Terrain für die aus vergänglichem Material erbauten – und daher
archäologisch schwer nachweisbaren – einfachen Hütten der nicht adligen Bevölkerung gewesen sein könnten.
Heimat für mehrere tausend Menschen
Seit 2009 wurden drei Quadratkilometer des Stadtgebiets topografisch aufgenommen und rund 800 Gebäude und etliche natürliche und künstliche landschaftliche Merkmale entdeckt und vermessen. Wir gehen heute davon aus, dass Uxul zu seiner Blütezeit eine Bevölkerung von etwa 5.000 bis 7.000 Menschen hatte. Mehr als 30 Gebäude wurden teilweise oder komplett freigelegt, das hydraulische System und die zwei großen Wasserreservoirs der Ortschaft untersucht und mehr als 150 Testschnitte in allen Wohngruppen der Siedlung gegraben.
Mittlerweile lässt sich die Chronologie der Besiedlung detailliert rekonstruieren. Hierbei hilft eine Keramiksequenz, die von etwa 400 v. Chr. bis in die frühe Kolonialzeit reicht. Darüber hinaus sprechen die Inschriften der mehr als 30 Steinmonumente des Ortes über die Blütezeit der Stadt in der Späten Klassik zwischen 600 und 750 n. Chr. Diese Zeit ist von größter Bedeutung für die Geschichte Uxuls.
Calakmul übernimmt die Herrschaft
Die Stadt fiel zwischen 630 und 640 n. Chr. unter die Oberherrschaft von Calakmul. Ob dies die Folge einer militärischen Eroberung oder aber eine politisch-dynastische Allianz war, lässt sich an den Befunden noch nicht ablesen. Deutlich wird aber, dass die Fremdherrschaft zusammenfällt mit
der glorreichsten Epoche von Calakmul, in der drei langlebige und charismatische Könige regierten. Die Oberherrschaft Calakmuls ist am deutlichsten während der Regierungszeit von Uxuls König Muyal Chaak („Wolken-Regengott“; 660 bis ca. 680 n. Chr.) und in den Jahrzehnten danach zu spüren.
Die Ausgrabungen zeigen, dass das urbane Zentrum in dieser Zeit nach dem Vorbild Calakmuls neu gestaltet wurde. Ganz offensichtlich wird dies am östlichen Platz des Stadtzentrums, der eine so deutliche Ähnlichkeit mit dem Hauptplatz von Calakmul aufweist, dass man von einer Kopie der Stadtanlage sprechen könnte. Auch die Monumente aus dieser Zeit folgen einem ikonografischen Programm und Darstellungskonventionen, die aus anderen Standorten unter der Herrschaft der Kaan-Dynastie bekannt sind.
Nikolai Grube, Kai Delvendahl (Archäologisches Projekt Uxul/ Universität Bonn)/ DFG Forschung
Stand: 28.08.2015