Für echte Panspermie und damit einen außerirdischen Ursprung irdischen Lebens gibt es bislang keine Hinweise. Doch die sogenannte Pseudo-Panspermie erscheint nach Erkennntnissen der letzten Jahrzehnte durchaus möglich: Demnach stammt zwar nicht das Leben aus dem All, aber möglicherweise zumindest das Rohmaterial dafür.
Denn die chemischen Grundbausteine des Lebens fliegen in großer Menge durch den Weltraum: Kometen sind reich an Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff – den chemischen Elementen des Lebens. Dies ist bereits seit den Untersuchungen des Halley’schen Kometen im Jahr 1986 bekannt. Der von der Stardust-Mission gesammelte Kometenstaub bestätigte dies: Darin fanden Wissenschaftler sogar die Aminosäure Glycin, ein einfacher Baustein für Proteine. Und zuletzt wies auch die Landeeinheit Philae zwischen Eis, Staub und Geröll des Kometen Churyumov-Gerasimenko organisches Material nach.
Tiefgefrorene Vorstufen
Dass Kometen Moleküle enthalten, die gewissermaßen die Vorstufen zu den Bausteinen des Lebens darstellen, ist nachvollziehbar: Sie gelten als tiefgefrorene Überbleibsel aus den Anfangstagen des Sonnensystems. Und auch in dieser Zeit gab es wahrscheinlich schon organische Moleküle, die komplexer aufgebaut sind als die einfachen Gase interstellarer Wolken. In diesen Wolken kommen komplexe Kohlenwasserstoffe vor, die auch Sauerstoff oder Stickstoff enthalten.
Auch in jungen Sternensystemen weit von der Erde entfernt haben Astronomen mittlerweile komplexe organische Moleküle gefunden, darunter ausreichend Methylcyanid, um auf einem eventuellen Planten einen ganzen Ozean zu füllen. Sogar Traubenzucker und der Erbgut-Baustein Ribose können offenbar bereits im All entstehen. Die Zutaten für Leben scheinen wirklich überall zu sein.
Lebensbausteine fallen vom Himmel
Spannend daran ist, dass diese Grundbausteine des Lebens und ihre Vorläufer vor gut vier Milliarden Jahren im wahrsten Sinne vom Himmel herab auf die Erde gefallen sein könnten. Die noch junge Erde war zu dieser Zeit einem wahren Dauerfeuer aus dem All ausgesetzt, als noch Massen von Gestein und Eis auf instabilen Bahnen durch das frühe Sonnensystem flogen.
Diese Brocken schlugen während des sogenannten Großen Bombardements massenweise als Meteoriten auf der Erde ein. In verschiedenen Proben von Meteoriten ließen sich Aminosäuren und auch die Nukleinbasen nachweisen, aus denen unsere DNA besteht. Während wir mit abstürzenden Asteroiden und Meteoriteneinschlägen heute eher Massenaussterben wie das Ende der Dinosaurier verbinden, könnten sie in der Anfangszeit der Erde dagegen den Grundstein für Leben gelegt haben.
Ansgar Kretschmer
Stand: 21.08.2015