Laut Panspermie-Hypothese verteilt sich das Leben mehr oder weniger zufällig, aber gleichmäßig im Universum. Es gibt jedoch auch Anhänger der sogenannten gerichteten Panspermie: Sie vermuten eine gezielte Absicht hinter der Lebenssaat auf der Erde.
Demnach sind die ersten Lebensformen nicht zufällig auf die Erde gedriftet oder gestürzt. Stattdessen sollen sie von hochentwickelten Außerirdischen gezielt abgesetzt worden sein. Zu den prominentesten Vertretern dieser wagemutigen Theorie gehört Francis Crick, einer der Entdecker der DNA-Doppelhelix.
Sinn des Menschen: Leben verbreiten
Zu welchem Zweck diese verantwortlichen Außerirdischen die Erde belebten, ist dabei allerdings selbst innerhalb der Anhänger dieser Idee umstritten: Sollte die Erde kolonisiert oder bewohnbar gemacht werden, handelt es sich um eine Art Experiment, oder ist die Verbreitung von Leben Selbstzweck?
Letzteres beschreibt die Meinung der „Society for Life in Space“ (SOLIS), deren Standpunkt lautet: „Der Sinn des Menschen: Leben verbreiten.“ Dadurch ließe sich nämlich auch der Fortbestand irdischen Lebens sicherstellen. Denn eines steht fest: In geschätzten fünf Milliarden Jahren wird die Sonne ihren Brennstoff verbraucht haben, sich zu einem Roten Riesen aufblähen und die Erde erst verbrennen und dann verschlingen.
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Mikroben-Archen als Bewahrer irdischen Lebens
Spätestens dann kommt das Ende allen Lebens auf der Erde. Sollte die Menschheit bis dahin noch existieren, braucht sie nicht nur einen neuen Heimatplaneten, sondern auch ein neues Sternensystem. Nach heutigem Stand der Technik ist die Kolonisierung anderer Himmelskörper jedoch Zukunftsmusik. Interstellare Reisen sind praktisch ausgeschlossen, der nächste Stern ist vier Lichtjahre entfernt. Sollte sich das nicht ändern, sind wir Menschen dem sicheren Untergang geweiht.
Doch zumindest das uns bekannte irdische Leben könnte sich retten lassen: Astronomen entdecken immer mehr Planeten in fernen Sternensystemen, darunter auch viele, die bewohnbar erscheinen. SOLIS-Gründer Michael Maudner meint, kleine Päckchen mit Bakteriensporen ließen sich mit relativ geringem Aufwand zu solchen Planetensystemen verschicken. Als treibende Kraft soll der Sonnenwind dienen, um die mit Sonnensegeln versehenen Mikroben-Archen auf den Weg zu bringen.
So wie laut Panspermie das Leben einst seinen Weg auf die Erde gefunden hat, käme es dann in ferner Zukunft auch auf anderen weit entfernten Planeten an. Es würde dann von irdischem wieder zu außerirdischem Leben.
Keine Kontamination fremder Himmelskörper
Großen Anklang haben diese Ideen bislang nicht gefunden – im Gegenteil: Weltraumbehörden wie NASA und ESA legen größte Sorgfalt an den Tag, damit das Leben auf der Erde bleibt. Ein internationales Abkommen über die Nutzung der Himmelskörper schreibt vor, diese auch vor Kontaminationen von der Erde zu schützen.
Raumsonden, die zu anderen Planeten aufbrechen, werden darum aufwändig dekontaminiert. Das hat einerseits zum Zweck, dass auf anderen Planeten keine Mikroorganismen von außerhalb eingeschleppt werden. Außerdem könnten mitgebrachte Mikroben Forschungsergebnisse verfälschen – besonders bei der Suche nach tatsächlich außerirdischem Leben.
Ansgar Kretschmer
Stand: 21.08.2015