Nach der Überquerung des Atlantik errreichte die Challenger zunächst die Insel St. Thomas in der Karibik. Von dort ging es nordwärts über Bermuda bis nach Halifax an der kanadischen Küste, und wieder zurück nach Bermuda. Dabei kreuzte die Expedition zweimal den Golfstrom, beim zweiten Mal weiter östlich als zuvor. Dessen Strömung und Temperatur schenkten die Wissenschaftler besondere Aufmerksamkeit, bevor sie sich wieder auf den Weg machten.
Kreuz und quer über den Atlantik
Dann ging es kreuz und quer wieder über den Atlantik: Weiter nördlich als bei der ersten Überquerung erst zu den Azoren, dann wieder nach Madeira. Solche Routen sollten typisch für die Expeditionsfahrt werden: Die Challenger nahm nur selten den direkten Weg von einem Ort zum nächsten. In Schleifen, Kreisen und weiten Bögen sammelten die Forscher Proben und Daten aus größeren Gebieten.
In diesem schlingernden Kurs gelangte die Expedition schließlich auch auf die südliche Halbkugel. Die Route folgte eine Weile der brasilianischen Küste, dann folgte wieder ein Abschnitt über den offenen Atlantik. Dem abgelegenen Archipel um die Insel Tristan da Cunha statten die Forscher einen Besuch ab, wobei sie die Hauptinseln umrundeten und deren Küsten neu vermaßen.
Schließlich führte der Kurs vorbei am Kap der guten Hoffnung und in den südlichen indischen Ozean. Weitere abgelegene Inseln waren die nächsten Ziele: Die unbewohnten Prince-Edward-Inseln, die Crozet Inseln und die Kerguelen, alle im Bereich der starken Westwinde zwischen dem 40. Und dem 50. Südlichen Breitengrad.
Erster Antarktisbesuch seit über 30 Jahren
Doch das war noch nicht weit genug südlich: Die Challenger überquerte schließlich im Februar 1874 auch den südlichen Polarkreis. Auch wenn das Schiff meistens unter Segeln fuhr, war sie das erste Schiff mit Dampfmaschine, das so weit nach Süden vorstieß.
Mehr als 30 Jahre lang hatte es keine Expeditionen mehr in die Antarktis gegeben. Nach der Rückkehr des Antarktisforschers James Clark Ross in den 1840er Jahren galt die Ansicht, dort gebe es keine lohnenswerten wissenschaftlichen Ziele mehr. Die im Jahr 1845 in der Arktis verschollene Franklin-Expedition trug ihren Teil dazu bei, das Interesse an der Polarforschung allgemein zu dämpfen.
Der kurze Antarktis-Besuch der Challenger erweckte diesen Forschungszweig zu neuem Leben. Den unwirtlichen südlichsten Kontinent selbst bekam die Mannschaft jedoch nicht zu sehen: Eisberge, Stürme und Nebel machten die Weiterfahrt in Richtung Süden zu gefährlich. Ein Zusammenstoß mit einem Eisberg beschädigte das Schiff glücklicherweise nur leicht. Nach einigen Messungen vor Ort ging die Fahrt wieder in Richtung Norden.
Ansgar Kretschmer
Stand: 24.07.2015