Die Geschichte der Entdeckung des Pluto beginnt mit dem amerikanischen Hobbyastronomen Percival Lowell. Angeregt durch die Planeten-Beobachtungen von Giovanni Schiaparelli und dessen Entdeckung der vermeintlichen „Marskanäle“, entschließt sich Lowell im Jahr 1894, selbst ein Observatorium zu gründen und zu fördern, das der Planetenbeobachtung dienen soll. Lowell ist vor allem von einer Idee besessen: dem Wunsch, einen transneptunischen Planeten zu entdecken – einen Himmelskörper, der außerhalb des Neptun seine Bahn um die Sonne zieht.
Fahndung nach dem transneptunischen Objekt
Als Anhaltspunkt für die Präsenz eines solchen Planeten will Lowell winzige Unregelmäßigkeiten in der Bahn des Neptun nutzen. Immerhin hatten Astronomen im Jahr 1846 auch den Neptun durch solche kleinen, durch Schwerkrafteinfluss des Planeten erzeugten Schwankungen in der Uranusbahn aufgespürt. Warum also soll ihm dies nicht auch auf gleiche Weise mit einem weiter außen kreisenden Planeten „X“ gelingen?
Lowell ist allerdings zu dieser Zeit längst nicht mehr der einzige, der den Himmel nach Planet X durchforstet. Doch er lässt nicht locker. Er finanziert drei groß angelegte Suchdurchgänge – allerdings zunächst ohne Erfolg. Weder die Daten des Lowell Observatoriums noch die fotografischen Aufnahmen des Mount Wilson Observatoriums, von dem aus sein Konkurrent William H. Pickering nach dem transneptunischen Objekt sucht, finden den Planeten.
Die Entdeckung
1916 stirbt Lowell, ohne seinen Planet X entdeckt zu haben, die Suche an seinem Observatorium allerdings geht weiter. 1929 installiert der damalige Direktor Vesto Slipher eine Spezialkamera mit einer 33 Zentimeter Objektivlinse und engagiert einen jungen Astronomen aus Kansas. Clyde Tombaugh bekommt die Aufgabe, die nachts erstellten Aufnahmen tagsüber mithilfe eines so genannten „Blink-Komparators“ miteinander zu vergleichen. Am 18. Februar 1930 wird Tombaugh endlich fündig: Er identifiziert in zwei im Abstand von sechs Tagen gemachten Aufnahmen einen winzigen Lichtpunkt, der sich gegenüber dem Sternenhintergrund bewegt.
War das der lange gesuchte Planet X? Wie sich schnell herausstellt, hat Tombaugh tatsächlich Lowells transneptunischen Himmelskörper gefunden – wenn auch nicht durch die von Lowell vorgeschlagene Schwerkrafteinwirkung auf die Neptunbahn. Denn diese existiert so nicht, wie sich später herausstellt: Der neue Planet ist viel zu klein. Ironie des Schicksals: Bereits in Aufnahmen des Lowell Observatoriums von 1915 war der Planet zu erkennen. Damals allerdings hatte Lowell noch nach einen sehr viel helleren Objekt gesucht und damit die von ihm heißersehnte, vor seiner Nase liegende Entdeckung buchstäblich übersehen.
Herrscher des Hades als Namensgeber
Am 13. März 1930, dem 75. Geburtstag des verstorbenen Lowell, wird der Fund offiziell verkündet. Die Astronomen des Observatoriums, die das Recht zur Namensgebung hatten, rufen die Öffentlichkeit auf, ihnen Vorschläge zu schicken – und werden von der Flut der Einsendungen aus aller Welt schier überschwemmt. Das Rennen macht „Pluto“, eine Idee von Venetia Burney, einem elfjährigen Mädchen aus Oxford in England. Der Name des römischen Gottes der Toten und der Unterwelt gefällt den Astronomen auch deshalb, weil seine ersten beiden Buchstaben „PL“ die Initialen von Percival Lowell bilden.
Dass sich ihr Fund als mindestens so geheimnisvoll herausstellen wird wie der Herrscher des Hades, ahnen sie damals noch nicht…
Nadja Podbregar
Stand: 20.02.2009