Jeder Mensch befindet sich Nacht für Nacht in einem ureigenen Kino, das von realitätsnahen über bizarre bis hin zu fantastischen Erlebnissen alles zu bieten hat. Das subjektive Erleben während des Schlafes – das Träumen – fasziniert die Menschen von jeher.
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Wissenschaftler indes, die mehr über das allnächtliche Spektakel und seine Funktion herausfinden wollen, haben es schwer. Denn das faszinierende Kopfkino ist Forschern nicht unmittelbar, sondern nur über die Erinnerungen des Träumenden nach dem Aufwachen zugänglich. Selbst die Erkenntnis, dass es sich bei dem, was ein Mensch im Schlaf als real erfahren hat, „nur“ um einen Traum handelte, ist erst nach dem Erwachen möglich.
Lassen sich unsere Träume beeinflussen?
Eine Frage, die Traumforscher weltweit interessiert, ist beispielsweise, ob das, was wir träumen, von außen beeinflusst werden kann. Es gibt viele anekdotische Berichte, die darauf hinweisen, dass das Gehirn auch während des Schlafes in Kontakt mit der Außenwelt bleibt und eintreffende Informationen verarbeitet. Eine Mutter etwa erwacht beim leisesten Seufzer ihres Kindes – andere, viel lautere Geräusche hingegen lassen sie ruhig weiterschlafen.
Auch sogenannte evozierte Potenziale sprechen für das Verarbeiten äußerer Reize während des Schlafes. Evozierte Potenziale sind die elektrischen Reaktionen der Hirnzellen auf äußere Reize; sie lassen sich mit Elektroden messen, die am Kopf der Schlafenden befestigt sind. Als äußere Reize können beispielsweise Tonfolgen präsentiert werden, die viele gleiche Töne, ab und zu aber einen anderen Ton enthalten.
Von solchen Studien weiß man, dass das Gehirn schlafender Menschen Töne differenzieren kann und auf sie im Schlaf ähnlich reagiert wie im Wachen. Als Traumforscher wollen wir herausfinden, ob derartige externe Reize auch Eingang in unsere Träume finden.
Michael Schredl, Universität Heidelberg / Ruperto Carola
Stand: 19.06.2015