Der Weg von gesprühten Pestiziden über das damit behandelte Obst und Gemüse in unseren Körper ist leicht nachvollziehbar. Weichmacher und andere Rückstände aus Plastikflaschen und Verpackungen können ebenfalls in gewisser Menge mit der Nahrung aufgenommen werden. Doch die Giftstoffe gelangen nicht nur aus Gegenständen, die noch in Gebrauch sind, in die Umwelt: Wenn sie einmal ausgedient haben, strömen Unmengen von Plastikflaschen, -tüten und anderem Abfall bis in die Ozeane der Welt.
Langzeit-Reservoir für Giftstoffe
Dieses Plastik ist gleich in mehrerer Hinsicht schädlich. Zum einen ist da die offensichtliche Gefahr, wenn Fische und Meeresvögel den Müll fressen oder sich in ausgedienten Netzen und Plastiktüten verstricken. Gleichzeitig treten aus dem Kunststoff aber auch die enthaltenen Umweltgifte aus. Die gewaltige Müllmenge, die in den Ozeanen treibt, bietet daher ein riesiges Langzeit-Reservoir für Schadstoffe: Während der Kunststoff unter dem Einfluss von Sonne, Wind und Wellen in immer kleinere Teile zerfällt, gelangen die Schadstoffe ins Wasser – oder in die Körper von Krebsen, Fischen, Meeressäugern und Vögeln.
Gleichzeitig tritt noch ein gewissermaßen umgekehrter Effekt auf: Organische Pestizide wie DDT sind nur sehr schlecht wasserlöslich – bereits in der Umwelt vorhandene Schadstoffe dieser Art lagern sich darum an den im Wasser schwimmenden Plastikteilchen an. Die Konzentrationen von persistenten organischen Schadstoffen können an diesen Partikeln dadurch millionenfach höher sein als im umgebenden Wasser.
Nehmen Tiere dieses verseuchte Mikroplastik auf, gelangt in kürzerer Zeit eine noch höhere Giftmenge in die Nahrungskette. Mit Chemikalien wie PCB belasteter Fisch ist schließlich auch für den Menschen ein Problem – der Giftkreislauf schließt sich.
Allgegenwärtiger Plastikmüll
Welchen Effekt die Plastikpartikel selbst haben, ist noch nicht völlig geklärt. Aber auch das sogenannte Mikroplastik ist ein Zeugnis für die allgegenwärtige Umweltverschmutzung durch den Menschen: Die winzigen Partikel sind mittlerweile weltweit fast genauso präsent wie die berüchtigten Vertreter des „dreckigen Dutzend“.
Flüsse, Seen und Ozeane sind voll davon, in der Donau findet man streckenweise nach Gewicht mehr Plastikteilchen als Fischlarven. Und auch dieser Abfall hat bereits seinen Weg zurück in unseren Alltag gefunden: In Proben von Mineralwasser, Bier oder Honig etwa sind bereits Plastikteilchen in deutlich nachweisbaren Mengen aufgetaucht – mit allem was daran klebt oder darin steckt. Ein Ende ist nicht in Sicht: Bis 2030 wird sich die Menge des in Deutschland produzierten Plastikmülls wahrscheinlich um ein Drittel erhöhen.
Ansgar Kretschmer
Stand: 12.06.2015