In der Science-Fiction gibt es sie längst: Waffen, die auf der Kraft des gebündelten Lichts basieren. Ob die Phaser und Photonentorpedos bei „Star Trek“ oder das altbekannte Laserschwert der Yedi im „Krieg der Sterne“: Die Strahlenkanonen und -waffen durchschneiden selbst härtestes Metall und lassen sich meist auch noch in ihrer Intensität regulieren. Wie aber sieht es in der Realität aus?
Menschen als Ziele sind – noch – tabu
Dass Laser ausreichend Durchschlagskraft besitzen, um selbst dicke Stahlplatten zu zerschneiden, zeigen bereits unzählige Industrieanwendungen. Um einen Laser zur Waffe zu machen, muss er aber idealerweise auch kompakt genug sein, um auf ein Fahrzeug oder Flugzeug zu passen oder auf andere Weise transportabel zu sein. Die Entwicklung von Laserdioden und Faserlasern haben gerade in den letzten Jahren dafür neue Möglichkeiten geschaffen.
Tatsächlich experimentieren Waffenhersteller und Militärs schon seit längerem mit verschiedensten Formen von Laserwaffen. Meist senden diese gebündelte Strahlung im Kilowatt-Bereich aus, die Minen, Raketen, Drohnen oder andere feindliche Vehikel zerstören soll. Eine Laserwaffe auf Menschen zu richten, ist allerdings offiziell tabu. Denn bereits 1995 wurden Blendwaffen durch eine US Resolution verboten, an die sich – angeblich – die meisten Staaten halten.
Laserkanone an Bord
Bereits 2001 installierte die US Air Force einen chemischen Sauerstoff-Laser (COIL) an Bord einer 747, um damit im Kriegsfall Raketen abschießen zu können. Der Laser füllte jedoch fast den ganzen Innenraum des Flugzeugs aus. Er konnte zudem seine Ziele erst dann treffen, als er durch eine adaptive Optik ergänzt wurde, die die Streuung des Strahls in der Atmosphäre ausglich. Der Airborne Laser absolvierte zwar bis 2011 einige Tests, das Programm wurde dann jedoch aus Kostengründen gestrichen.
Aber ein weiteres flugzeugbasiertes System ist längst in Arbeit: das „High Energy Liquid Laser Area Defense System“ (HELLADS). Dieser Hochenergielaser erzeugt einen 150 Kilowatt-Strahl und ist so kompakt, dass man ihn auf unbemannten US-Drohnen montieren können soll. Ein weiteres Laserwaffensystem hat die US Navy auf ihrem Schiff USS Ponce installiert. Dieses soll gegen Drohnen, Hubschrauber und kleinere Boote eingesetzt werden. Das System besteht aus sechs herkömmlichen Faserlasern, die zu einer rund 30 Kilowatt starken Laserkanone zusammengeschaltet sind.
Laserwaffe mit Star-Wars-Sound
Deutlich kompakter ist die Laserwaffe HEL-MD, die Boeing im Auftrag des US-Militärs entwickelt hat. Das auf einem 10-Kilowatt-Faserlaser basierende System ist auf einem Armeelaster montiert und kann heran fliegende Drohnen oder Raketen selbstständig mit Hilfe von Radar anvisieren und im Flug zerstören. Im Mai 2014 wurde diese Laserwaffe in Florida getestet und funktionierte dabei selbst in Regen und Wind. In früheren Tests brachte das System bereits eine fünf Kilometer entfernt fliegende Drohne durch Verschmoren seines Steuerruders zum Absturz.
Skurrile Anekdote: Weil HEL-MD seine Arbeit absolut lautlos und unsichtbar verrichtet, kann ein Einsatz schon vorüber sein, bevor die Operateure es merken. „Wenn man nicht gerade pausenlos auf den Kontrollschirm starrt, sieht man es gar nicht“, erklärt Boeing-Ingenieurin Stephanie Blount in „Nature News“. Die Lösung dafür: „Wir haben ein Geräusch eingebaut, das anzeigt, wenn wir den Laser feuern.“ Eingesetzt werden dabei – was sonst – Tonausschnitte aus Kampfszenen von Star Trek und Star Wars.
Auf dem Weg zum „Phaser“?
Aber auch tragbare Waffen gibt es bereits: Forschungslabore der US Air Force haben schon vor einigen Jahren den Prototyp eines Lasergewehrs entwickelt, dessen Strahl Menschen gezielt blenden und so temporär außer Gefecht setzen soll. Laser-Blendwaffen sind zwar durch die UN-Resolution ausdrücklich verboten, doch der Laserstrahl solcher „Laser Dazzler“ soll die Getroffenen nur vorübergehend blenden – heißt es jedenfalls.
Sowohl in den USA als auch in China und Großbritannien sind mehrere Varianten solcher Laser-Dazzler im Test oder schon Einsatz. Verwendet werden sollen sie nicht nur im Kriegseinsatz, sondern beispielsweise auch bei inneren Unruhen – kein sehr beruhigender Gedanke.
Nadja Podbregar