Bevor es Hubble gab, war unsere Sicht des Weltalls ziemlich unvollständig und eintönig: In Filmen oder Bildern tauchte der Himmel meist als dunkles Etwas mit hellen Lichtpünktchen darin auf – beispielsweise in der TV-Serie „Star Trek“ oder in der alten „Krieg der Sterne“-Trilogie. Heute dagegen prägt die bunte Vielfalt der kosmischen Phänomene unser Bild des Universums: Leuchtende Sternenwiegen, bizarr geformte Supernova-Überreste und eine ganze Vielfalt verschiedenster Galaxien schmücken Bildschirme, Filmhintergründe oder hängen als Poster an der Wand.
Zu verdanken haben wir diese ganz neue Sicht auf den Kosmos vor allem dem Hubble-Weltraumteleskop. Seit 30 Jahren ist es unser Auge im Orbit und eines der wichtigsten wissenschaftlichen Instrumente unserer Zeit. Mehr als 13.000 wissenschaftliche Veröffentlichungen beruhen auf seinen Daten, 1,2 Millionen Aufnahmen lieferte das Teleskop seit 1990.
Revolution im Orbit
Was aber ist das Geheimnis seines Erfolgs? Was machte Hubble zu einem solchen Superstar? Zum einen ist es ein echter Pionier: Es war das erste große optische Observatorium im Weltraum – eine revolutionäre technische Errungenschaft, die bereits 1969, im Jahr der ersten Mondlandung, beschlossen und geplant wurde. Von seiner Position aus, rund 560 Kilometer über der Erdoberfläche, kann das Teleskop unbeeinträchtigt von atmosphärischen Störungen in die Tiefen des Alls blicken.
Gleichzeitig aber ist Hubble heute längst nicht mehr das gleiche Teleskop, das am 24. April 1990 in den Orbit gestartet ist. In mehreren Weltraum-Missionen mit NASA Space Shuttles wurde es von Astronauten nicht nur gewartet, sondern auch an den neuesten Stand der Technik angepasst. Es erhielt neue Kameras und Spektrografen, neue Speichermodule und sogar neue Solarsegel.
Präzise und vielseitig zugleich
Ein weiterer Faktor: Hubble ist präzise und vielseitig zugleich. Seine Bandbreite reicht vom Ultravioletten bis zum Nahinfraroten, das sichtbare Licht ist nur ein kleiner Ausschnitt seines gesamten „Sehvermögens“. Das Teleskop kann daher die energiereiche, kurzwellige Strahlung heißer Gasnebel einfangen, aber auch per Infrarot durch verhüllende Staubwolken spähen.
Der Primärspiegel des Hubble-Teleskops misst zwar nur 2,4 Meter, was im Vergleich zu den heute bei Teleskopen üblichen acht bis zehn Meter Spiegeln eher klein ist. Dafür aber ist sein Blick enorm scharf: Es kann noch Objekte von 0,05 Bogensekunden Größe abbilden – das entspricht der Größe eines Glühwürmchens in Tokio, wenn man es von der US-Ostküste aus beobachten würde. In sichtbaren Licht liegt seine Auflösung damit um das Zehnfache höher als bei erdbasierten Teleskopen. Im ultravioletten Bereich sieht Hubble sogar um das 100-Fache schärfer als alle anderen Teleskope.
Ein Teleskop für alle
Aber es gibt noch etwas, dem das Hubble-Teleskop seinen Ruhm verdankt: seine Open Access-Politik. Denn im Gegensatz zur Praxis vieler anderer Observatorien stellt das Space Telescope Science Institute (STScI) alle Daten und Aufnahmen des Teleskops frei zur Verfügung. Für einige Hubble-Daten gilt dies sofort, bei anderen, die in der Beobachtungszeit bestimmter Forschergruppen akquiriert wurden, haben diese eine Frist von einem Jahr für ihre Analysen und Publikationen, dann werden auch diese Daten für alle zugänglich.
Und Daten gibt es reichlich: Die Archive des Teleskops enthalten heute mehr als 100 Terabyte an Daten und jedes Jahr kommen zehn weitere Terabyte hinzu. Wie wichtig diese Archivdaten bis heute sind, belegt ein Blick in die wissenschaftlichen Publikationen: Allein im Jahr 2014 erschienen 302 Fachartikel, die allein auf Hubble-Archivdaten beruhten. 283 Publikationen wurden von Astronomen veröffentlicht, die Daten ihrer Beobachtungszeit mit Hubble innerhalb ihrer Einjahresfrist nutzten.
Hinzu kommt eine extrem gute Öffentlichkeitsarbeit: Schon von Beginn an stellte das STScI nicht nur Bilder und Pressemitteilungen ins Netz, auch Websites für Kinder, Schulmaterialien und andere Aktivitäten gehörten von Anfang an dazu – und das zu einer Zeit, als es kaum andere Quellen für astronomische Aufnahmen gab. Kein Wunder also, dass es bis heute vor allem Hubble-Bilder sind, die in Planetarien und Ausstellungen gezeigt werden und selbst Alltagsobjekte von der Tasse bis zum T-Shirt zieren.
Nadja Podbregar