Das Projekt ist mehr als nur ein Rekordversuch. Mit ihrem Flug wollen André Borschberg und Bertrand Piccard auch demonstrieren, dass man mit Hilfe von Solarenergie um die Welt fliegen kann. Darauf entgegnen Kritiker, dass in dem Projekt keinerlei Potenzial steckt, denn ein Passagierflugzeug dieser Art wird es wohl kaum jemals geben. Das ist wahrscheinlich richtig und auch den Ingenieuren von Solar Impulse klar.
Im Vordergrund steht aber, dass erneuerbare Technologien in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Die Initiatoren wollen zeigen, dass innovative Visionen, die als unmöglich bezeichnet wurden, erreichbar sind. Dass die Solar Impulse dabei solch einen Medienrummel veranstaltet, ist beabsichtigt, denn so sollen vor allem Bürger und Politiker mobilisiert werden und erkennen, wie gut saubere Technologien ankommen.
Zwischen Zugvögeln und Smogschleiern
Dabei hat die Round-the-World-Route an vielen Plätzen der Welt fast schon Symbolcharakter. In Oman beispielsweise verbringen Schwärme von Zugvögeln ihren Winter und in Indien in Ahmedabad findet das weltweit größte Drachenfest statt. Wunderbar reiht sich dort die Solar Impulse 2 ein, die sich mit modernster und sauberer Technik an den Flugkünstlern orientiert. In der US-Stadt Phoenix steigt das Solarflugzeug dann ähnlich in den Himmel, wie der namensgebende, aus der Asche auferstandene Phönix der griechischen Sage.
Das romantisch schöne Bild, das man sich vielleicht im Kopf vorstellt, wie die Solar Impulse 2 mit Vögeln oder bunten Drachen gen Sonnenuntergang segelt, verliert sich allerdings, wenn einem die smogverseuchten Großstädte Chinas in den Sinn kommen. Beide Anflugstädte im Reich der Mitte, Chongqing und Nanjing, haben bereits massive Probleme mit der Luftverschmutzung. Gerade in Chongqing gehört Smog, wie auch in Peking, Hongkong und Shanghai, zum Alltag. Die Sonne, die das Solarflugzeug von Piccard und Borschberg antreibt, ist hier oft unter all dem Smog gar nicht mehr zu sehen.
Marie Ahrweiler
Stand: 20.03.2015