„Wir haben die technologischen Verbesserungen derart vorangetrieben, dass der limitierende Faktor der Mensch ist“, sagt Bertrand Piccard. Denn theoretisch kann die Solar Impulse 2 unbegrenzt fliegen – der Mensch kann es aber nicht.
„Das Besondere ist die Tatsache, dass sie das erste Flugzeug der Welt ist, das eine unbeschränkte Reichweite aufweist“, erklärt auch Ingenieur und Pilot André Borschberg. „Wir haben ein nachhaltiges Flugzeug, was den Energieverbrauch angeht, unsere einzige Herausforderung ist nur noch, den Piloten auch nachhaltig zu machen.“
Leichte Beute für den Wind
Dabei bringen die zwei Schweizer die besten Voraussetzungen für diese Aufgabe mit: Beide sind herausragende Piloten mit mehreren Weltrekorden, Borschberg ist sogar ausgebildeter Militärpilot. Trotzdem mussten sich beide auf die besonderen Bedingungen im Cockpit vorbereiten. „Am Steuer des Solarflugzeugs zu sitzen, ist nicht das gleiche, wie ein anderes Flugzeug zu steuern. Flugtaktik, fliegerische Fähigkeiten, Aerodynamik: Die Piloten mussten alles neu erlernen“, heißt es auf der offiziellen Internetseite.
Das größte Problem: Die Solar Impulse 2 ist aufgrund der Spannweite und des geringen Gewichts sehr anfällig für Wetterbedingungen. Schon eine starke Windböe kann das Flugzeug aus seiner Bahn bringen. Daher dürfen die Piloten nicht einfach mehrere Stunden in Tiefschlaf fallen und den Autopiloten machen lassen. Beim Flug über Land absolvieren die Piloten daher Tagesetappen und übernachten am Boden.
Nonstop ohne Nachtschlaf
Doch das ist unmöglich, wenn man fünf bis sechs Tage über Atlantik und Pazifik schwebt. Nur mit Hilfe von speziellen Schlaftechniken ist diese Mammutaufgabe zu bewältigen: Am Stück schlafen die Piloten auf diesen Ozeanflügen nur zwanzig Minuten und insgesamt nur etwa zwei bis drei Stunden am Tag.
Dabei kommt es darauf an, besonders schnell und effektiv zu schlafen und auch schnell wieder aufzuwachen und konzentrationsfähig zu sein. Borschberg und Piccard nutzen außerdem Techniken der Meditation und Selbsthypnose. Da hilft es, dass Piccard ausgebildeter Psychiater mit Schwerpunkt auf Hypnosetherapien ist und Borschberg seit Jahren Yoga und Meditation betreibt.
Aber nicht nur der fehlende Schlaf macht den Piloten zu schaffen. Beim Cockpit fehlen Druckkabine und Heizung, so dass die Temperaturen zwischen -20 und +40 Grad Celsius schwanken können. Nur ein spezieller Wärmeisolationsmantel schützt die beiden Männer ansatzweise vor den extremen Temperaturschwankungen.
Marie Ahrweiler
Stand: 20.03.2015