Auch wenn bei uns die Sonne als Sichel zu sehen bleibt – die aktuelle Eklipse ist eine totale Sonnenfinsternis. Die komplette Verdunkelung erleben diesmal allerdings nur die Bewohner der Färöer-Inseln und Schiffe auf den Nordatlantik. Warum die so ist, lässt sich mit ein bisschen himmlischer Geometrie erklären.
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Zufällig genau die richtige Größe
Mit rund 700 Metern pro Sekunde – dreimal so schnell wie der Schall – rast von Westen her die Dunkelheit heran, dann hat der Mondschatten uns erreicht: Der Mond schiebt sich vor die Sonne. Das passiert nur dann, wenn Neumond und Sonne genau in einer Linie stehen. Verdeckt der Mond die Sonne dabei völlig, sehen wir eine totale Sonnenfinsternis. Tut er dies von uns aus gesehen leicht versetzt, kommt es zu einer partiellen Finsternis, es bleibt von der Sonnenscheibe nur eine Sichel übrig, wie diesmal der Fall.
Dass wir auf der Erde überhaupt ein solches Phänomen beobachten können, ist eigentlich eine Art kosmischer Zufall. Denn der Mond ist 400 Mal kleiner als die Sonne und könnte sie daher niemals vollständig verdecken. Weil die Sonne aber ungefähr 400 Mal weiter von der Erde entfernt ist als der Mond, erscheinen beide Himmelskörper von der Erde aus fast gleichgroß – eine totale Sonnenfinsternis wird möglich.
Besonders groß, besonders tief
Am Freitag, den 20. März, können Beobachter auf den Färöer-Inseln sogar eine besonders vollständige totale Finsternis erleben. Denn der Mond hat gerade erst den erdnächsten Punkt seiner Umlaufbahn passiert, er erscheint daher von uns aus gesehen besonders groß. Dadurch ist der helle Strahlenkranz der Sonnenkorona, der auf dem Höhepunkt der Eklipse übrig bleibt, diesmal besonders schmal.
Und noch eine Besonderheit hat diese totale Sonnenfinsternis: Sie findet genau zur Frühlings-Tagundnachtgleiche statt und damit am Tag des astronomischen Frühlingsbeginns. Dadurch wird die Sonne im Pfad der Totalität nur ganz knapp über dem Horizont stehen. Die Bilder einer leuchtenden Sonnenkorona unmittelbar über dem Erdhorizont dürften ausgesprochen spektakulär und vor allem einmalig sein, weil sie früher technisch so noch nicht möglich waren.
Der Schattenpfad entscheidet
Ob wir eine totale oder partielle Sonnenfinsternis erleben, hängt stark davon ab, wo auf der Erde wir uns gerade befinden. Denn der Kernschatten des Mondes, die Umbra, ist wie ein Kegel, dessen Spitze gerade eben die Erde berührt. Während einer Sonnenfinsternis überstreicht er auf der Erdoberfläche einen Pfad, der zwar mehrere tausend Kilometer lang sein kann, aber höchstens rund 300 Kilometer breit ist.
Nur innerhalb dieses „Pfads der Totalität“ ist die Sonne völlig verdeckt, wir sehen eine totale Sonnenfinsternis. Am 20. März 2015 liegt dieser Pfad weit nördlich von uns im Nordatlantik. Er bildet einen Bogen zwischen Skandinavien und Spitzbergen. Vollständig ist die Finsternis daher nur vom Schiff aus oder von einigen kleineren Inseln zu sehen.
Für den Rest Europas bedeutet dies: Je weiter wir vom Pfad der Totalität entfernt sind, desto unvollständiger wird die Sonne vom Mond bedeckt. Denn dann liegen wir nur in der Penumbra, dem äußeren Schattenbereich des Mondes. Das ist auch der Grund, warum die Sichel der partiellen Sonnenfinsternis in Norddeutschland schmaler ausfällt als in Bayern oder Baden-Württemberg: Der Süden des Landes ist weiter vom Schattenpfad entfernt, der Mond erscheint daher stärker gegen die Sonne versetzt.
Nadja Podbregar
Stand: 18.03.2015