Der Ausblick aus dem Küchenfenster bohrt sich durch Eis. Meterdick türmt es sich vor der Scheibe auf, von den Eiszapfen tropft das Tauwasser. Wenn der Winter an der Zugspitze regiert, fällt das Thermometer im Extremfall auch schon mal auf minus 30 Grad Celsius. Minus 20 Grad sind keine Seltenheit. Jetzt, im Frühjahr, sind es schon ein, zwei Grad über dem Nullpunkt und überall tropft und plätschert es leise.
Eine Station knapp unter dem Gipfel
Beim Gang über die Terrasse mit den vielen Messinstrumenten versinken die Beine fast bis zu den Knien im weichen, pappigen Schnee. Unten auf dem Gletscher ziehen die Skifahrer noch ihre Bahnen. Oben die Station: acht Stockwerke, zwei Untergeschosse, eine Dachterrasse, Unterkünfte für die Forscherinnen und Forscher, die gleich mehrere Tage bleiben wollen.
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Die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus (UFS) klebt wie ein Vogelnest auf mehreren Etagen am Südhang der Zugspitze, oberhalb des Zugspitzplatts und knapp 300 Meter unterhalb der Aussichtsplattform für Touristen. Seit 15 Jahren erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier die Veränderungen in der Atmosphäre, untersuchen Wolken, Spurengase, Pollen oder kosmische Strahlung, aber auch Permafrostboden oder den Einfluss der Höhe auf den menschlichen Körper.
Ein echtes Gemeinschafts-Projekt
Insgesamt zehn Partner gründeten damals, am 12. Mai 1999, die Forschungseinrichtung: das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der Deutsche Wetterdienst, das Forschungszentrum Karlsruhe (heute Karlsruhe Institute of Technology), das Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (heute Helmholtz Zentrum München für Gesundheit und Umwelt), das Umweltbundesamt und der Freistaat Bayern.
Später kamen die Technische Universität München, die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Max-Planck-Gesellschaft (MPI für Dynamik und Selbstorganisation) und die Universität Augsburg hinzu. Heute sind oftmals weitere Universitäten oder Unternehmen zeitweise mit am Berg und setzen ihre Projekte im Schneefernerhaus um.
„Alle stellen dabei den anderen Partnern die gewonnenen Daten zur Verfügung“, sagt Michael Bittner. „So kann man bei seiner eigenen Forschung beispielsweise die Messungen des Deutschen Wetterdienstes berücksichtigen – oder auch die eigenen Messungen mit denen der Kollegen vergleichen und so bestätigen.“ Der Wissenschaftler vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des DLR hat nicht nur selbst ein Labor an der Zugspitze, sondern ist zugleich wissenschaftlicher Koordinator des „Virtuellen Instituts Umweltforschungsstation Schneefernerhaus“.
Manuela Braun / DLR Magazin
Stand: 05.12.2014