Das Schneefernerhaus hat eine wechselvolle Vergangenheit – das heutige Institut zur Klima- und Umweltforschung war einst ein Luxushotel – und dies zu einer Zeit, als Tourismus auf der Zugspitze noch nicht alltäglich war und der Gletscher noch viel höher an das Gebäude heranreichte: Sonnenliegen statt Messinstrumente auf den Terrassen, gediegene Hotelzimmer statt komfortabler Zwei- und Vier-Bett-Zimmer und Dinner im Restaurant statt Selbstverpflegung in der Stationsküche.
Der Berg, dessen Gipfel erst 1820 „nach einigen Lebensgefahren und außerordentlichen Mühen“ von Leutnant Joseph Naus bezwungen wurde, war zum Ziel reicher Touristen geworden. Davon zeugen heute immer noch einige Überbleibsel aus den Dreißigern, die ihren Glanz ein wenig verloren haben. So wie das Leuchtschild im Gang in den Felsen der Zugspitze: „Achtung, Wanderer, merke Dir“ – die weißen Buchstaben blättern an einigen Stellen ab oder rutschen allmählich in Richtung Boden – „die Luft ist dünn, geh langsam hier.“
1992 war endgültig Schluss
Das erste „Aus“ für das mondäne Hotel kam mit dem Zweiten Weltkrieg, es geriet unter Beschuss und wurde nach Kriegsende von den Amerikanern beschlagnahmt. 1952 öffnete es seine Türen wieder. Skilifte und Bergbahnen wurden gebaut und ein neues Terrassencafé angelegt. Selbst ein großes Lawinenunglück 1965, bei dem auf der Sonnenterrasse zehn Menschen umkamen und über 20 schwer verletzt wurden, ließ die Touristen nicht ausbleiben.
Doch mit dem Aufblühen des Wintersports und der neuen Aussichtsplattform ganz oben auf der Zugspitze lief es immer schlechter für das Hotel Schneefernerhaus und seine Gastronomie. 1992 war dann endgültig Schluss. Bereits ein Jahr später fingen die aufwändigen Umbauten zur Umweltforschungsstation an.
Versorgung mit dem Güterzug
Auch der ehemalige Bahnhof für die Zahnradbahn, die einst die Gäste direkt bis ins Hotel beförderte, ist verwaist. Nur ein alter Zug aus den Fünfzigerjahren ist dort abgestellt. Auf den Kacheln der Wände kann man noch in großen Buchstaben „Bahnhof Hotel Schneefernerhaus“ lesen. Nur wenn besondere Gäste die Forschungsstation besuchen, hält hier wie ehemals ein Zug.
Allerdings: Bei einem Ehrengast stand auch schon einmal die Weiche falsch, und so fuhr er auf direktem Weg zum Versorgungsbahnsteig, an dem regelmäßig alles Lebensnotwendige, von den Lebensmitteln über Geräte bis hin zur Bettwäsche, angeliefert wird – und der Müll der Station wieder zum Transport ins Tal bereitsteht. „Das hat der Ehrengast zum Glück aber mit Humor genommen“, erinnert sich Bittner und lacht. Die Forschungsstation ist nun mal kein Hotel für Touristen mehr, sondern ein Arbeitsplatz mit 480 Quadratmetern Außenterrassen für Messinstrumente und 750 Quadratmetern Labor- und Bürofläche.
Manuela Braun / DLR Magazin
Stand: 05.12.2014