Es gibt Hinweise darauf, dass gewisse Persönlichkeitsstrukturen eine Internetabhängigkeit begünstigen könnten. Mit standardisierten psychologischen Tests bestimmten Bert te Wildt und seine Kollegen Persönlichkeitsmerkmale und -störungen von 30 erwachsenen internetabhängigen Patienten.
Das Ergebnis: 33 Prozent der Teilnehmer wiesen eine selbstunsicher-vemeidende Persönlichkeitsstörung auf. Sie fühlen sich minderwertig, sind ängstlich im Kontakt mit anderen und ziehen sich zurück. 27 Prozent litten an einer depressiven Persönlichkeitsstörung, 13 Prozent an einer abhängigen Störung mit Trennungsängsten. Noch einmal 13 Prozent zeigten einen negativistischen Charakter, das heißt, sie leisten passiv Widerstand gegen Anforderungen im sozialen und beruflichen Bereich, fühlen sich oft missverstanden und ungerecht behandelt.
Die Internetabhängigkeit geht demnach häufig mit depressiven und ängstlichen Symptomen einher. Für einen Teil der Betroffenen könnte sie daher auf ähnlich gestörte Persönlichkeitsstrukturen zurückzuführen sein, schlussfolgert te Wildt.
Hohe Dunkelziffer
Mit seinem Team untersuchte der Bochumer Mediziner auch, ob sich die Internetabhängigkeit als Begleiterkrankung in anderen Patientengruppen findet. Zu diesem Zweck befragten die Wissenschaftler Patienten mit ADHS und depressiver Störung. In beiden Gruppen stellten sich 24 Prozent der Teilnehmer als internetabhängig heraus; diese Sucht war weder den Patienten selbst noch den behandelnden Therapeuten bewusst gewesen.
„Das spricht dafür, dass Internetabhängigkeit häufig nicht erkannt wird“, sagt te Wildt. Auf eine hohe Dunkelziffer weisen auch Daten aus einer Studie mit Personen hin, die exzessiv Ego-Shooter spielen, mindestens vier Stunden pro Tag über einen Zeitraum von zwei Jahren. Knapp die Hälfte der untersuchten jungen Männer erfüllte die Kriterien für eine Computerspielabhängigkeit, ohne jemals zuvor psychisch krank gewesen zu sein.
RUBIN / Julia Weiler / Ruhr-Universität Bochum
Stand: 14.11.2014