Wollte man ein Universum erschaffen, müsste man ziemlich lange tüfteln und ausprobieren, bis man es genau so hinbekommt, dass Galaxien, Sterne, Planeten und letztlich auch wir Menschen darin entstehen und existieren können. „Stellen Sie sich vor, Sie könnten an den Knöpfen der großen kosmischen Maschine herumspielen und hier ein bisschen drehen, um die Elektronen schwerer zu machen oder hier, um die Gravitation ein winziges Bisschen abzuschwächen – was wäre die Folge?“, fragt der britische Physiker und Autor Paul Davies in einem Aufsatz.
Seine Antwort darauf: Das Universum wäre wohl nicht wiederzuerkennen. Es wäre komplett anders, und auch uns Menschen gäbe es wohl nicht. Denn alle Naturkonstanten und physikalischen Gesetze in unserem Universum scheinen geradezu perfekt bis ins Kleinste darauf abgestimmt, dass aus dem Uranfang ein Universum in seiner von uns beobachtbaren Form wurde. Bloßer Zufall? Glück? Oder war es ganz zwangsweise ein Ergebnis der Anfangszustände?
Der Beobachter prägt seine Umwelt
An dieser Frage entzünden sich seit Beginn der wissenschaftlichen Kosmologie heftige Diskussionen. Schon Albert Einstein formulierte provokativ: „Was mich wirklich interessiert ist, ob Gott bei der Erschaffung der Welt überhaupt eine Wahl hatte.“ Oder anders gefragt: Hätte das Universum auch anders entstehen können als in seiner heutigen Form? Ist es uns auf den Leib geschneidert? Oder gibt es vielleicht sogar solche anderen Varianten – als Parallelwelten?
Diese Frage ist einer der Knackpunkte des sogenannten Anthropischen Prinzips: Dieses geht davon aus, dass uns unser Universum tatsächlich in gewisser Weise auf den Leib geschneidert ist – einfach durch die Tatsache, dass wir diejenigen sind, die es beobachten und erforschen. Damit aber nehmen wir Menschen auch nur das wahr, das uns aufgrund unserer Biologie und Fähigkeiten möglich ist.
Universen außerhalb unseres Horizonts?
Umgekehrt aber bedeutet dies, dass wir vielleicht nur einen kleinen Ausschnitt dessen erfassen könne, was existiert. Es ist uns wegen unserer Natur nur einfach nicht möglich, über den Tellerrand unserer eigenen kosmischen Heimat hinauszusehen. Außerhalb unseres Horizonts könnte es daher durchaus noch andere Regionen des Kosmos oder sogar andere Universen geben, die völlig anders aussehen und anderen Naturgesetzen gehorchen.
Das 1973 von dem australischen Physiker Brandon Carter vorgestellte Anthropische Prinzip sorgt bis heute für heftige Debatten. Aber zumindest in einem Aspekt seiner Theorie steht Carter heute längst nicht mehr allein da: der Idee von parallelen Universen. Denn mit der Weiterentwicklung der Kosmologie und Physik lieferten immer mehr Forscher physikalische Argumente, die solche Parallelwelten durchaus möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich machen.
Nadja Podbregar
Stand: 07.11.2014