Das alles zeigt, dass eine Tiefbohrung eine – geobiologisch gesehen – recht schmutzige Angelegenheit ist, bei der große und schwere Maschinen eingesetzt werden müssen. Das steht offensichtlich in einem starken Gegensatz zur mikrobiologischen Forschung, bei der mit kleinsten Lebewesen unter extrem sauberen Bedingungen gearbeitet wird.
Der Anspruch an eine aus geomikrobiologischer Sicht erfolgreiche Bohrkampagne ist daher sehr hoch. In den letzten Jahren hat sich aber mit zunehmender Erfahrung deutlich gezeigt, dass sich der Mehraufwand auf ein Minimum reduzieren lässt, wenn Probleme der Kontamination und die Anforderungen der Geomikrobiologie schon frühzeitig in die Planung der Bohrung mit einbezogen werden. Die Gewinnung unkontaminierter Proben ist auch für geochemische Analysen von großer Bedeutung.
Auf der Suche nach Standards
Die Erforschung der tiefen Biosphäre ist ohne Bohrungen nicht möglich. Auch wenn sich in den letzten Jahren die Anzahl der wisssenschaftlichen Bohrprojekte mit einer geomikrobiologischen
Komponente deutlich erhöht haben, ist das Wissen noch immer fragmentarisch. Ein wichtiges Ziel der beiden großen wissenschaftlichen Bohrprogramme (ICDP, IODP) wird die Einführung von standardisierten Probennahmen bei allen zukünftigen Bohrungen sein.
Auch wenn dabei nur wenige Parameter gemessen werden, wird sich die Datenbasis signifikant vergrößern und ein genaueres Bild der Lebensräume im tiefen Untergrund liefern. Auch regionale Unterschiede der tiefen Biosphäre und damit der Stoffkreisläufe können so erfasst werden – eine wichtige Grundlage für die Nutzung des Untergrunds und die Bewertung des globalen Wandels.
Jens Kallmeyer / Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Potsdam
Stand: 19.09.2014