Schon lange vor der Entstehung des Islam oder gar von Kalifaten war das Gebiet des heutigen Syrien umkämpft. Vor 3.500 Jahren bereits waren die damals in dieser Region lebenden Mitanni fast ständig in Kämpfe und Kriege verwickelt – erst mit dem mächtigen Nachbarn Ägypten, dann mit Hethitern und Assyrern.
Die Schlacht von Megiddo
Schon Pharao Thutmosis I. zog gegen die Mitanni in die Schlacht und besetzten den Süden des heutigen Syrien. Sein Enkel Thutmosis III. wollte dieses Territorium für Ägypten weiter sichern und gen Osten ausweiten.
Bei Megiddo im Norden des heutigen Israel kam es im Jahr 1457 vor Christus zur entscheidenden Schlacht: 10.00 bis 20.000 ägyptische Soldaten mit Streitwagen standen rund 15.000 Soldaten einer Allianz aus 330 Mitannifürsten und kanaanitischen Stammesführern gegenüber. Auf diese Schlacht könnte auch der biblische Name „Armageddon“ zurückgehen – abgeleitet von Har Megiddo – der Berg von Megiddo. An diesem Ort soll nach der Apokalypse die letzte große Schlacht zwischen Gut und Böse geschlagen werden.
Den Sieg entschied Thutmosis durch eine raffinierte Taktik für sich: Statt das Lager des Feines durch eines der beiden gut zugänglichen Täler anzugreifen, führte der Pharao seine Krieger auf dem kürzesten Weg forthin – durch eine enge und steinige Schlucht des Karmelgebirges. Dadurch überraschte Thutmosis die Mitanni und Kanaaniter und seine Soldaten überwältigten die feindliche Armee. Doch die Anführer flohen in die befestigte Stadt Megiddo, die darauf sieben Monate lang von Thutmosis belagert wurde – bis sie sich schließlich ergab.
Tribute, Aufstände und ein Vertrag
Thutmosis III. forderte von den Fürsten der Mitanni und ihrer Verbündeten Tributzahlungen und die Treue gegenüber Ägypten, dafür durften sie als Vasallen ihre Posten behalten. „Die Fürsten dieses Fremdlandes aber kamen an auf ihren Bäuchen, um die Erde vor der Gottesmacht Seiner Majestät zu küssen und Atemluft für ihre Nasen zu erflehen“, heißt es in den Annalen des Thutmosis. Allerdings blieb die Lage in Syrien weiter instabil, Ägypten behielt zwar die Kontrolle über die Häfen am Mittelmeer, im Binnenland Syriens aber kam es immer wieder zu Kämpfen und Aufständen.
Erst unter dem Enkel von Thutmosis III. änderte sich die Lage allmählich: Der mitannische König Artatama I. und Thutmosis IV. nahmen Verhandlungen auf und schlossen schließlich Frieden. Geschenke und Briefe wurden ausgetauscht und sowohl Thutmosis IV. als auch sei Nachfolger Amenophis III. nahmen eine mitannische Prinzessin in ihren Harem auf. Mitte des 14. Jahrhunderts schreibt der mitannische König Tushratta an seinen ägyptischen Kollegen Amenophis III.: „Wir sind einander einig, und das hurritische Land und das ägyptische Land sind wie ein einziges Land einig.“
Im Zweifrontenkrieg
Allerdings: Mit Ägypten hatte Mitanni zwar Frieden geschlossen, dafür eskalierten die Konflikte mit den Nachbarn im Norden und Südosten – und die internen Machtkämpfe. Ähnlich wie noch heute ging es um die alte Frage, wer im Land die Oberhand und Herrschaft bekommen sollte. Ein Rivale von König Tushratta paktierte mit den Hethitern und unterstützte sie bei einem Feldzug gegen den Norden Mitannis. Der hethitische König Suppiluliuma rühmte sich hinterher, „alles Land vom Berg Libanon bis jenseits des Euphrat“ erobert zu haben – ob das stimmt, ist jedoch unklar.
Im Süden witterten nun auch die Assyrer ihre Chance und fielen ihrerseits in Mitanni ein. In den folgenden Jahrzehnten veränderten sich die Grenzen zwischen diesen Reiche daher ständig – und fast ständig wurde irgendwo gekämpft. Erst im 13. Jahrhundert vor Christus endeten die endlosen Kriege – mit dem endgültigen Untergang des Mitannireiches.
Nadja Podbregar
Stand: 12.09.2014