Aber woher kommen solche Sonderlinge im Asteroidengürtel? Forscher um Ignacio Ferrin von der Universität von Anitoquia in Kolumbien gingen dieser Frage im Jahr 2013 mit neuen Beobachtungen und mit Hilfe von Simulationen und Modellrechnungen nach. Dabei stießen sie tatsächlich auf eine plausible Erklärung für die seltsamen „Gürtelkometen“.
Letzte Ruhestätte
Demnach sah der Asteroidengürtel vor Millionen von Jahren ganz anders aus als heute. Statt nur toter Gesteinstrümmer fanden sich in ihm auch Tausende von aktiven Kometen. Doch im Laufe der Zeit ließ deren Aktivität nach, weil die Sonnenwärme nach und nach alles Eis aus ihren oberen Kernschichten herauslöste und als Wasserdampf ausgasen ließ. Dadurch war quasi der Nachschub für ihren Schweif erschöpft, sie wurden inaktiv.
„Wenn ein Kometenkern nur 50 bis 150 Meter im Radius misst, dann ist die Sonnen-Einstrahlung im Asteroidengürtel stark genug, um im Laufe der Zeit alles Eis und alle flüchtigen Substanzen aus ihm herauszulösen – der Komet erlischt“, erklären die Forscher. Für viele Tausend solcher Kleinkometen wurde dieser Ring zwischen Mars und Jupiter daher zur letzten Ruhestätte: Sie haben ihr Eis längst verloren und kreisen nun für immer als steinige Brocken inmitten der Asteroiden. „Wir haben einen echten Kometen-Friedhof gefunden“, erklärt Ferrin.
Wiederauferstehung möglich
Anders aber bei den größeren Kometenkernen: Sie sind nicht tot, sondern schlafen nur. Denn die Sonnenwärme konnte nicht bis in das Innere des Kerns eindringen, so dass dort noch Eisreserven übrigblieben. „Diese schlafenden Kometen können wieder zum Leben erwachen, wenn die Energie der Sonneneinstrahlung nur um wenige Prozent ansteigt“, so die Astronomen. Das kann dadurch geschehen, dass beispielsweise die Anziehungskraft des Jupiter oder andere Turbulenzen im lokalen Schwerkraftfeld die Bahn dieser Kometen ein wenig weiter nach innen verlagert. Dann dringt die Sonnenstrahlung tiefer in den Kometenkern ein und erreicht so auch die inneren Eisreserven, die nun beginnen, auszugasen – der Komet bekommt wieder einen Schweif und wird aktiv.
„Diese Objekte sind ‚Lazarus-Kometen‘, die nach Tausenden oder Millionen von Jahren der Ruhe nun wieder erwachen“, sagt Ferrin. Nach Ansicht der Forscher könnten elf der zwölf in den letzten zehn Jahren entdeckten Kometen auf diese Weise wiederaufstanden sein – und sie werden nicht die einzigen bleiben: „Potenziell könnte jeder der vielen tausend schlafenden Nachbarn dieser Kometen das Gleiche tun“, so die Astronomen.
Nadja Podbregar
Stand: 13.12.2013