Die Grippe hat bald wieder Hochsaison. Jedes Jahr erkranken in den Wintermonaten auf der nördlichen Halbkugel Millionen Menschen an der Influenza, allein in Deutschland sterben mehr als 10.000 an den Folgen. Betroffen sind vor allem geschwächte, alte und chronisch kranke Menschen. Experten raten deshalb vor allem diesen Gruppen, sich jedes Jahr gegen die Erreger der hochansteckenden Infektionskrankheit, den Influenza-Viren, impfen zu lassen. Jedes Jahr deshalb, weil die Viren – einfach ausgedrückt – wahre Verwandlungskünstler sind, sodass das Immunsystem kaum Chancen hat, das Virus auszuschalten.
Bekannt sind inzwischen zahlreiche Influenza-Subtypen, die sich anhand der beiden Proteine HA (Hämagglutinin) und NA (Neuraminidase) einordnen lassen. Zu ihnen gehören auch die Erreger der Echten Grippe (bekannt als Schweinegrippe, H1N1) und der Vogelgrippe (H5N1). „Die hohe Variabilität der Influenza-Viren macht sie unberechenbar und gefährlich“, erklärt Gülsah Gabriel vom Heinrich-Pette-Institut, Leibniz- Institut für Experimentelle Virologie in Hamburg. Die Virologin leitet am HPI die Nachwuchsgruppe „Influenza Pathogenese“.
Extrem variabel und kombinationsfreudig
Gründe für die Verwandlungsfähigkeit gibt es mehrere: Eine Ursache liegt in dem segmentierten Virus-RNA-Genom, das aus acht Genabschnitten besteht. Ein weiterer Grund sind Doppelinfektionen: Wird eine Zelle mit zwei unterschiedlichen Influenza-Subtypen infiziert, können sich die Genome durchmischen – die Folge sind wieder neue Virussubtypen. Und auch Mutationen beim Vermehren des Virusgenoms erhöhen die Veränderlichkeit. „Diese verschiedenen Vorgänge erklären die hohe Variabilität der Influenzaviren“, sagt Gabriel.
In den Sicherheitslaboren des Leibniz-Instituts hat die Grippe daher ganzjährig Saison. „Wir können zwar die nächste Influenza-Epidemie nicht voraussagen, aber durch stetiges Forschen erweitern wir unser Wissen. So können wir beim nächsten Ausbruch hoffentlich schnell und passend reagieren, um die Bevölkerung vor schwer wiegenden Infektionen zu schützen“, so Gabriel.
Leibniz Journal / Katja Luers
Stand: 22.11.2013