Aber nicht nur in der Steinzeit war Südostanatolien ein Zentrum der Kultur. Auch in der Bronzezeit errichteten die Nachfahren der ersten Siedler dort unzählige Städte und Bastionen. Vor allem an der Grenze zu Syrien und dem fruchtbaren Halbmond, finden sich gefühlt fast an jeder Ecke Zeugnisse vergangener Tempel, Siedlungen und Städte. Besonders zahlreich sind diese auf Höyük genannten Hügel in Kilikien, einem Landstrich östlich der heutigen Millionenstadt Adana.
Und das ist kein Zufall: Die vom Fluss Ceyhan durchflossenen Ebenen gehören zu den fruchtbarsten Gebieten in ganz Anatolien. Gleichzeitig ist das Gebiet gut abgeschirmt, es ist an drei Seiten von Gebirgen umgeben, im Süden bietet es dagegen direkten Zugang zum Mittelmeer. Kein Wunder also, dass dieses geschützte Siedlungsgebiet schon seit der Kupfersteinzeit, spätestens aber seit der Bronzezeit, einen der Knotenpunkte des damaligen Handelsnetzes zwischen den frühen Hochkulturen Kleinasiens, Mesopotamiens und des Nahen Ostens bildete. Denn hier öffneten Pässe gute Verbindungswege zwischen diesen kulturellen Schlüsselregionen.
Ein Hügel mit langer Geschichte
Doch trotz dieser historischen Bedeutung war lange Zeit kaum etwas über die Geschichte Kilikiens bekannt. Nur wenige Ausgrabungen – meist in den 1930er bis 1950er Jahren – förderten einzelne Funde zutage, ein Großteil der Höyüks ist dagegen bis heute noch unerforscht. Eine Ausnahme bildet der 40 Kilometer östlich von Adana liegende Sirkeli Höyük, einer der größten Siedlungshügel der Region. Hier führen seit den 1990er Jahren Forscherteams mit deutscher, österreichischer und Schweizer Beteiligung Ausgrabungen durch.
Dabei entdeckten die Archäologen im Sirkeli Höyük mehrere Schichten mit den Relikten einer tausende Jahre andauernden Besiedlungsgeschichte. Sie reicht von der Kupfersteinzeit, rund 5000 vor Christus, über die Bronzezeit und die Blütezeit des Hethiterreiches bis in die Antike. Offenbar war es seine strategisch günstige Lage, die diesen Ort für Menschen ganz unterschiedlicher Kulturen so attraktiv machte. Denn der Sirkeli Höyük liegt direkt am Ufer des Flusses Ceyhan, der sich an dieser Stelle einen Weg durch das sogenannte Misis-Gebirge bahnen muss.
Nadja Podbregar
Stand: 15.11.2013