Technik

Nano zum Anfassen

Gläserne Labore und Science Center für mehr Transparenz

Das Akademiensymposium wurde im Zentrum Neue Technologien (ZNT) des Deutschen Museums abgehalten – einem denkbar gut geeigneten Ort: Die im Jahr 2009 eröffnete Ausstellung zur Nano- und Biotechnologie vermittelt einen breiten Überblick über dieses Feld. Um den Forschungsprozess unmittelbar zu vermitteln, gibt es in der Ausstellung verschiedene Labore, unter anderem ein Mitmachlabor, in dem Besucher selbst Experimente ausführen können.

Unter Anleitung von Wissenschaftlern darf im DNA-Besucherlabor jeder selbst Versuche durchführen und mit einer Pipette und anderen Laborgeräten aus der Molekularbiologie umgehen. Dabei kann man nicht nur die alltägliche Arbeit der Forscher im Labor nachvollziehen, sondern erfährt auch Wissenswertes zur Zellbiologie, Vererbung und Gentechnik. Und das alles in einem UFO, das über der Ausstellung Nano- und Biotechnologie "schwebt". © Deutsches Museum

Forschern über die Schulter geschaut

Schon seit 2005 präsentiert das Deutsche Museum zudem im gläsernen Labor Wissenschaft live in der Öffentlichkeit. Inmitten der Ausstellungen findet nun Nanoforschung statt, arbeiten Doktoranden an ihrem Instrument und stehen Museumsbesuchern Rede und Antwort. Dieser Ansatz erzeugt eine ganz neue Art von Vorbildern: Jugendliche, die über eine Karriere in der Forschung nachdenken, haben die Möglichkeit, jungen Wissenschaftlern zu begegnen.

Die Forscher wiederum werden begreifen, dass Kommunikation ein selbstverständlicher Teil ihres Berufs sein muss. Eine Evaluationsstudie zum gläsernen Labor hebt hervor, dass dieser Ausstellungsbereich von den Besuchern nicht nur sehr positiv bewertet, sondern auch als Anregung empfunden wird, sich mit dem Thema Nanotechnologie weiter zu beschäftigen.

Eine neue Art von Wissenschaftskommunikation

Auch wurde dieses innovative Konzept bereits exportiert – als Koordinator des EU-Projekts „Nano-ToTouch“ unterstützte das Deutsche Museum andere Science Centers und Museen dabei, in Kooperation mit örtlichen Universitätspartnern ähnliche gläserne Labore einzurichten. In ganz Europa wird nun diese neue Art von Wissenschaftskommunikation betrieben. Diese Verflechtung von Dialog und Forschung ist eine direkte Antwort auf die Forderung nach mehr Transparenz und Zugänglichkeit in der Wissenschaft. Hier wird gezeigt, wie die aktuelle Forschung selbst geschieht. „Wissenschaftler zum Anfassen“ also – bereit zum Dialog zur eigenen Motivation und über die eigene Arbeit.

Dauerausstellung zu Bio- und Nanotechnologie im Deutschen Museum. Interaktive Touch-Vitrinen, eindrucksvolle Exponate und aufwendige Demonstrationen machen die Geheimnisse dieses Themengebiets zugänglich. Darüber "schwebt" wie ein UFO das DNA-Besucherlabor. © Deutsches Museum

Science Centers und Museen sind für solche Aktivitäten ein ideales Forum. Sie präsentieren Informationen in einer neutralen Umgebung und bieten dadurch die Möglichkeit, Ideen auszutauschen und einen öffentlichen Diskurs zu führen. Aus diesem Grund hat das Deutsche Museum in letzter Zeit mit einer Vielzahl von Methoden versucht, die Besucher aktiv einzubinden.

Innerhalb der Kultur, nicht nur im Labor

Im ZNT wird deutlich gemacht, dass nicht alles, was man tun kann, auch sinnvoll zu tun ist. Jeder Bürger ist dazu aufgerufen, die Zukunft mitzugestalten. Denn zukünftige Technologie entwickelt sich – so der Ansatz des Deutschen Museums – innerhalb einer Kultur und nicht allein im Labor. Es kann in der Debatte um „Nano“ nicht einfach darum gehen, Verbraucher von den Segnungen der „Nanoprodukte“ zu überzeugen. Vielmehr müssen die Hersteller und die Kommunikatoren echte Vorteile gegenüber möglichen Risiken herausstellen und dabei die Bedenken und Wünsche der Verbraucher beherzigen.

Die Wissenschaftler sind gefordert, auf die Menschen zuzugehen, sie an ihrem Wissen und an ihrer Motivation, Antworten für die zukünftigen Herausforderungen unserer Gesellschaft zu finden, teilhaben zu lassen. Mit den Akademien und Vermittlungsplattformen wie dem Deutschen Museum verfügen wir aber heute schon über eine gute Ausgangsbasis, solch einen Dialog über Innovationen zu begleiten und zu gestalten.

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Wolfgang M. Heckl und Marc-Denis Weitze / MaxPlanckForschung
Stand: 08.11.2013

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Das Unsichtbare durchschauen
Nanotechnologie in der gesellschaftlichen Diskussion

Zwerge auf dem Vormarsch
Hohes Potenzial, große Unsicherheiten

Medizin im Nanomaßstab
Chancen für neue Diagnostik und Therapien

Das Problem der Definition
Was genau ist alles "Nano"?

Abstrakte Besorgnis
Nanotechnologie im Spiegel der öffentlichen Meinung

Verirrt im Nanodschungel
Wie könnte ein konstruktiver Umgang mit Nanotechnologie aussehen?

Nano zum Anfassen
Gläserne Labore und Science Center für mehr Transparenz

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