Eine frühe Diagnose ist für viele Demenzpatienten die einzige Hoffnung. Denn dann kann noch versucht werden, die Krankheit zu verzögern oder aufzuhalten, bevor zu große Defizite entstehen. Das Problem dabei: Wenn erste Symptome im Kurzzeitgedächtnis auftreten, ist das Gehirn meist schon stark geschädigt. Daher suchen Forschergruppen weltweit mit Hochdruck nach Biomarkern und molekularen Indizien, an denen sich eine Alzheimer-Krankheit schon vor den ersten spürbaren Demenzerscheinungen erkennen lässt. Erste Fortschritte gibt es auch schon – wenngleich meist erst im Stadium des Tierversuchs oder der Grundlagenforschung.
Nasen-Abstrich als Alzheimer-Test
So entdeckten Forscher der Technischen Universität Darmstadt im Jahr 2011, dass spezielle Eiweiß-Ablagerungen in der Nasenschleimhaut bereits lange vor den ersten Gedächtnisstörungen verraten können, ob ein Mensch an Alzheimer erkrankt ist. Bei diesen Ablagerungen handelt es sich um das Tau-Protein, ein fehlgebildetes Eiweiß, das im Gehirn zum Absterben von Gehirnzellen und damit zur Alzheimer-Demenz führt. „Bisher war lediglich bekannt, dass sich die schädlichen Ablagerungen nicht nur in Hirnzellen, sondern auch in den Nervenzellen der Augen zeigen“, sagt Studienleiter Boris Schmidt von der TU Darmstadt.
Beim Test eines neuen Farbmarkers für die Amyloid-Ablagerungen entdeckten die Forscher aber, dass dieser nicht nur Eiweiße im Auge anfärbte, sondern auch Ablagerungen in der Nasenschleimhaut. „Je mehr Tau-Ablagerungen wir in den Nasen der Patienten gefunden haben, desto stärker waren auch die Hirnstrukturen befallen – ein solcher Zusammenhang konnte bei den Ablagerungen im Auge bislang nicht sicher festgestellt werden“, sagt Schmidt. Daher erlaube die Untersuchung der Nasenschleimhaut bislang genauere Aussagen über das Krankheitsstadium als ein Scan des Auges. Bevor ein solcher Test aber Alltag wird, müssen noch weitere Tests der Methode durchgeführt werden.
Hirnscan zeigt frühe Symptome
Aber auch ein Scan des Gehirns selbst kann verraten, wie Demenz-gefährdet ein Mensch ist. Sind bestimmte Bereiche der Hirnrinde kleiner als im Durchschnitt der Bevölkerung, deutet dies auf ein erhöhtes Risiko für eine bald einsetzende Alzheimer-Erkrankung hin. Das haben US-Forscher 2011 bei einer Studie mit 159 älteren, aber gesunden Probanden herausgefunden.
Sie vermaßen bei diesen mittels Magnetresonanztomografie (MRT) die Dicke jener Hirnbereiche, in denen neue Informationen mit bereits Bekanntem verknüpft werden. Sie sind bei Alzheimer meist besonders früh betroffen, ihr Abbau beginnt bereits, bevor äußerliche Symptome spürbar werden. Nach drei Jahren prüften sie dann, wie viele dieser Probanden eine Demenz entwickelt hatten, indem sie diese mentalen Tests unterzogen und die Konzentration bestimmter Marker-Proteine in der Rückenmarksflüssigkeit ermittelten.
Tatsächlich zeigte sich ein Zusammenhang: Von den 19 Probanden, deren Hirnrinde beim MRT deutlich dünner war, erkrankten knapp ein Viertel an Alzheimer. Bei den Teilnehmern mit normal dicker Hirnrinde waren es dagegen nur sieben Prozent, bei Probanden mit überdurchschnittlich dicker Hirnrinde erkrankte keiner. Bei einem Großteil der Probanden mit dünnerer Hirnrinde war zudem bereits die Proteinverteilung in der Rückenmarksflüssigkeit verändert. Nach Angaben der Forscher zeigt dies, dass sich eine Demenzerkrankung anbahnt oder schon im Gange ist – auch wenn die Betroffenen noch keinerlei Symptome wahrnehmen.
„Die Fähigkeit, Menschen mit einem höheren Risiko für geistigen Abbau bereits dann zu identifizieren, wenn sie noch keinerlei Gedächtnisprobleme oder andere Symptome zeigen, ist ein wichtiger Schritt hin zu neuen Möglichkeiten der Früherkennung von Alzheimer“, kommentierte Susan Resnick vom US-amerikanischen National Institute on Aging in Baltimore die Ergebnisse. Denn gerade bei der Alzheimer-Demenz sei eine frühe Diagnose wichtig, um das Fortschreiten der Krankheit bremsen zu können.
Nadja Podbregar
Stand: 20.09.2013