In fünf Einzelprojekten ging es den deutschen Forschern zunächst darum herauszufinden, wie sich der Bergbau im Einzelnen in Vietnam auswirkt und dann Lösungen für die daraus resultierenden Schwierigkeiten zu entwickeln. So installierten die Wissenschaftler Messinstrumente, um die Entstehung und Ausbreitung von Staub und Schadstoffen bei der Kohlengewinnung und -verarbeitung zu erfassen. Sind die größten Quellen des Staubs bekannt, können an den entsprechenden Stellen Filteranlagen installiert oder beispielsweise Transportprozesse so verändert werden, dass nur noch wenig Staub in die Umwelt austritt.
{1l}
Erdrutsche und Feuer
Ein weiterer Forschungsbereich sind die Abraumhalden und die Gefahren, die von ihnen ausgehen. „Anders als zum Beispiel im Ruhrgebiet sind Abraumhalden im tropischen Wechselklima im Norden Vietnams stärksten Regenfällen ausgesetzt, die zum Abrutschen führen können“, erläutert Stolpe. Das sei ein wichtiger Unterschied zum hiesigen Bergbau, der berücksichtigt werden müsse. Da sich die auf den Halden deponierten Kohlenreste entzünden können und dann das Feuer auf angrenzende Waldgebiete übergreifen kann, muss auch dies überwacht werden.
Als Untersuchungsort für diesen Projektteil wählten die Forscher eine Halde nahe dem Tagebau Nui Beo. Sie ist mit einer Fläche von 107 Hektar und einer Höhe von 256 Metern eine der größten Halden im gesamten Abbaugebiet. Gefüllt ist sie mit einer sehr heterogenen Mischung aus Geröll verschiedener Größe, Form und Beschaffenheit.
Ungünstige Schichtung
Das Problem dabei: Bedingt durch die Art, wie das Material auf die Halde gekippt wird, entmischt sich der Abraum: Die kleineren Partikel wandern nach oben, die größeren an die Basis der Halde. „Die groben Materialien am Fuß der Halde ermöglichen Wasserbewegungen zwischen ihnen und können das Fundament der Halde dadurch schwächen“, heißt es in der Projektbeschreibung. Hinzu kommt, dass Schichten von weicheren Materialien im Abraum nachgeben und sich setzen können – auch dadurch können ganze Hänge ins Rutschen geraten.
Die Forscher sind nun dabei Konzepte zu entwickeln, wie die Halden mit geotechnologischen Mitteln kontinuierlich überwacht und gesichert werden können. Außerdem laufen Tests, in denen geprüft wird, welchen Einfluss verschiedene Schüttmethoden auf die Schichtung und damit auch die Stabilität der Halde haben. Forscher der RWTH Aachen ließen dazu in einem Testbereich Abraum in Schichtdicken von jeweils zwei, vier und acht Metern aufeinander schütten und werten zurzeit aus, welche davon die stabilste und günstigste ist.
Harro Stolpe / RUBIN – Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum
Stand: 26.07.2013