Auch bei der Renaturierung der Halden, die gleichzeitig der Befestigung und dem Erosionsschutz dient, lassen sich viele deutsche Erfahrungen nicht einfach eins zu eins anwenden. Die Forscher mussten beispielsweise zuerst herausfinden, welche Pflanzen auf dem kargen Untergrund der Halden und im nordvietnamesischen Klima überhaupt gedeihen und sich günstig verbreiten. Dazu identifizierten sie zunächst Pflanzenarten, die unter ähnlichen Bedingungen wachsen wie sie auf den Halden existieren.
Bewuchs gibt Halt und begrünt
Im zweiten Schritt bauten die Forscher dann diese heimischen Gewächse auf großen Versuchsflächen an und beobachteten, wie diese sich entwickeln und welche Kombination von Pflanzen eine robuste und schnell wachsende Gemeinschaft bildet. Die Pflanzendecke soll dabei gleich mehrere Zwecke erfüllen: Sie soll den Boden stabilisieren und vor Erosion schützen, aber auch die Feuergefahr eindämmen und eine spätere Nutzung dieser Bergbaulandschaften ermöglichen.
Und auch in einem anderen Teilprojekt setzen die Wissenschaftler auf Pflanzenhilfe: Bei der Reinigung von Abwässern. Das bei der Gewinnung und Verarbeitung von Kohle freigesetzte Wasser enthält oft erhöhte Mengen von Schwermetallen, ist sauer und verschlammt. Eine Möglichkeit, diese Wässer zu reinigen, sind konventionelle Kläranlagen. Für stark verschmutzte Minenabwässer entwickeln die Forscher daher ein Konzept einer speziellen Kläranlage.
Schilf und Co als Reinigungskräfte
Allerdings erfordert gerade die Entfernung von Schwermetallen aus dem Wasser den Einsatz von Chemikalien und kostet zudem viel Energie. Gerade für große Mengen an Abwässer, die nur mittel oder schwachgradig verschmutzt sind, lohnt sich das oft kaum. Deshalb suchten Stolpe und seine Kollegen nach einer Möglichkeit, die weniger stark verunreinigen Bergbau-Abwässer, aber auch verschmutzte Seen oder andere Gewässer effektiv, aber gleichzeitig energiesparend zu reinigen.
Ihre Idee: eine Pflanzenkläranlage. Bei solchen Anlagen wird das verschmutzte Wasser zunächst mechanisch gereinigt und in einem Absetzbecken vom Schlamm getrennt. Dann strömt es in Beete, die mit Schilf, Binsen du auch Schwimmpflanzen bewachsen sind. Wie in einem natürlichen Feuchtgebiet tragen die Pflanzen zusammen mit verschiedensten Mikroorganismen dazu bei, die Schadstoffe aus dem Waser zu entfernen oder sie in unschädliche Stoffe umzuwandeln. Eine solche pflanzenbasierte Kläranlage haben Stolpe und sein Team bereits in Vietnam gebaut. Sie soll nun ein Jahr lang laufen und auf ihre Wirksamkeit und Effektivität getestet werden.
Harro Stolpe / RUBIN – Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum
Stand: 26.07.2013