Wie aber schleust man den dann-Impfstoff am besten in den Organismus und dem Zellen des Menschen ein? Eine Möglichkeit ist ein Trägervirus, quasi eine Genfähre. Dafür nimmt man einen ungefährlichen, keine Krankheit auslösenden Virus und setzt das gewünschte DNA-Stück in sein Erbgut ein. Einmal in der Zelle angelangt, wird dieses Gen dann zusammen mit den anderen Virengenen ausgelesen und in das gewünschte Protein umgewandelt.
Adeno-Virus bringt RSV-F-Gen in die Zellen
Auch die Bochumer Forscher gingen diesen Weg und statteten ein sich nicht vermehrendes, aber infektiöses Adeno-Virus mit der Erbinformation des RSV-F-Proteins aus. Im Wirtsorganismus befällt das Virus Zellen und sorgt dafür, dass diese mit ihrer Zellmaschinerie das von ihm eingeschleuste Gen auslesen und das RSV-F-Protein herstellen. Das Immunsystem reagiert darauf mit der Bildung von Antikörpern gegen das RSV-F-Protein. Kommt es anschließend zu einer „echten“ Infektion mit RSV, kann der Körper sich dagegen schnell wehren.
Der adenovirale Vektor transportiert nicht nur die fremde, synthetische RSV-F-Sequenz effektiv in körpereigene Zellen. Die Infektion mit dem Impfvirus regt auch gleichzeitig das Immunsystem im Impfling an. Gleichzeitig kann der von den Wissenschaftlern gewählte Vektor auch auf Schleimhäute aufgebracht werden, was für eine Impfung gegen ein Virus, das die Atemwege infiziert, von Vorteil ist. Im Tierversuch zeigte sich, dass Mäuse, die den adenoviralen Vektor geimpft bekamen, komplett vor einer Infektion mit RSV geschützt waren. In allen geimpften Tieren war das RS-Virus schon nach kurzer Zeit nicht mehr nachweisbar.
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Patent erteilt
Um die Impfstoff-Entwicklung voran zu bringen, kontaktierten die Forscher mit diesen Ergebnissen eine Firma, die einen Patent-Antrag vorbereitete und übernahm. Ende 2006 konnte die Ruhr-Universität das Patent in Deutschland einreichen. Während eines virologischen Kongresses kam es zum Kontakt mit der Schweizer Firma Pevion Biotech AG. Sie wollte gleichfalls diese Sequenz zur Expression von RSV-F nutzen – aber zur Herstellung eines Protein-Impfstoffes. Über einen Lizenzvertrag kaufte die Firma die synthetische Sequenz von der RUB und nutzte sie zur Herstellung von Protein-Impfstoffen. Die präklinische Entwicklung des Protein-Impfstoffs ist inzwischen abgeschlossen. Gleichzeitig beteiligte sich die Firma am RSV-F-Patent der Ruhr-Universität und brachte es zusammen mit der Universität in die europäische und später in die internationale Phase.
RUBIN Sonderheft Transfer, Dr. Thomas Grunwald, Ruhr-Universität Bochum
Stand: 05.10.2012