Heute leben nach letzter Zählung wieder 306 Przewalski-Pferde in freier Wildnis. Die internationale Artenschutz-Union IUCN hat die Wildpferde bereits 1996 auf ihrer offiziellen Roten Liste von „in der Wildnis ausgestorben“ auf „kritisch bedroht“ herabgestuft. Inzwischen gelten sie nur noch als „bedroht“. „Aber dennoch ist das Überleben des Przewalski-Pferdes in freier Wildbahn noch nicht gesichert“, mahnt sie jedoch erst im September 2012. Es erfordere noch immer einiges an Schutz und auch das Zuchtprogramm müsse weitergeführt werden, um den dauerhaften Erhalt dieser Art zu gewährleisten.
Denn noch immer stehen die Urwildpferde einer harten Konkurrenz gegenüber. Auch in der Wüste Gobi sind die Takhis nicht in eine menschenleere Wildnis zurückgekehrt, sondern in eine seit Jahrhunderten auch von Menschen genutzten Kulturlandschaft. Die Halbnomaden der dortigen Steppe und die von ihnen gehaltenen Weidetiere sind seit dem Verschwinden der Urwildpferde alles andere als weniger geworden. Die Probleme sind damit vorprogrammiert. Denn die Neuankömmlinge leben nicht mehr isoliert, sondern inmitten ihrer domestizierten Verwandten und anderer Nutztiere des Menschen.
„Eine der vielen Herausforderungen ist es beispielsweise, Kreuzungen von Urwildpferden mit Hauspferden der lokalen Bevölkerung zu vermeiden, denn das Urwildpferd ist nicht etwa die wilde Version der Hauspferdes, sondern tatsächlich eine andere Art“, erklärt Petra Kaczensky vom Institut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna. „Trotzdem können sich die Tiere verpaaren und fruchtbare Nachkommen zeugen.“ Würde man dies aber zulassen, würde der einmalige Genpool der wenigen noch erhaltenen Przewalski-Pferde sich mit dem der Hauspferde vermischen und damit verloren gehen.
Mit Wildhütern und Satellitenhalsbändern
Ein anderes Problem ist die trotz strengen Schutzes anhaltende Zerstörung ihres Lebensraums. Die Gobi ist reich an Bodenschätzen, deren Ausbeute in vielen Gebieten großräumige Landschaftsveränderungen nach sich zieht. Im Verbreitungsgebiet der Takhis sind es im Moment vor allem illegale Goldgräber, die mancherorts die Weiden mechanisch zerstören. Um die wertvollen Bestände der Takhis zu schützen, betreuen vom mongolischen Staat eingesetzte Wildhüter die eingebürgerten Herden. Gemeinsam mit Forschenden der Universität Wien überwachen sie die Bestände. „Heute kontrollieren die Ranger die Herden ein- bis zweimal die Woche“, erklärt Walzer. „In der Vergangenheit haben wir zudem 15 Tiere mit Satellitenhalsbändern überwacht, um eine bessere Vorstellung von den Streifgebieten und Wanderbewegungen zu bekommen und auch den Wildhütern das Suchen zu erleichtern.“
Inzwischen haben Forscher und Behörden zudem erkannt, dass es nicht reicht, nur die Pferde zu schützen. Stattdessen müsse man auch die weitereichenden ökologischen Beziehung im neuen Lebensraum der Tiere und die wirtschaftlichen Bedingungen der dort lebenden Menschen berücksichtigen. „Das Urwildpferd ist ein ideales Vehikel um den Schutz des gesamten Ökosystems der Dschungarischen Gobi populär zu machen“, erklärt Thomas Pfisterer, Präsident der International Takhi Group. Schlecht planbare Finanzierung, rechtliche Schwierigkeiten und wachsende Armut der Bevölkerung würden jedoch weiterhin für Konflikte um die Nutzung der Ressourcen vor Ort sorgen. „Nur in offener Zusammenarbeit mit den örtlichen Weidetierhaltern, Behörden, Gouverneuren und Ministerien der Mongolei können wir letztlich erfolgreich sein“, so Pfisterer.
Nadja Podbregar
Stand: 27.09.2012