Ein neuartiges Hilfsmittel in der klassischsten aller Dopingmethoden haben jetzt britische Forscher aufgedeckt. Sie stellten fest, dass grüner und weißer Tee überhöhte Testosteronwerte bei Athleten kaschieren kann. Denn die Tees senken die mit dem Urin ausgeschiedene Menge dieses leistungssteigernden Hormons. „Soweit wir wissen, ist dies die erste Studie, die belegt, dass die Ernährung oder Getränke beeinflussen, wie Testosteron verstoffwechselt wird“, erklärt Declan Naughton von der Kingston University in London.
Normalerweise sorgt ein bestimmtes Enzym dafür, dass Testosteron nach einer bestimmten Zeit über die Nieren ausgeschieden wird. Ein in grünem und weißem Tee – aber nicht in schwarzem – enthaltenes Molekül, das sogenannte Catechin aber blockiert dies. „Die Catechine verhindern, dass die Enzyme das Testosteron für die Exkretion markieren. Dadurch erkennen die Nieren sie nicht mehr als zu entsorgenden Stoff und lassen sie weiter im Köper zirkulieren“, sagt Naughton. In Versuchen mit Mäusen erwies sich bereits eine Dosierung, wie sie in einer Tasse starkem grünen Tee enthalten ist als ausreichend, um das Ausscheidungsenzym um 30 Prozent zu hemmen.
Tee-Inhaltsstoff reichert Testosteron im Körper an
Für Athleten unter anderem bei den olympischen Spielen könnte dies entscheidende Vorteile bringen. Denn der Tee könnte die durch Doping erhöhten Testosteronwerte maskieren und so einen Dopingtest bestehen helfen. Aber selbst für nicht gedopte Athleten hat der grüne Tee einen Nutzen: „Weil sie ihr natürliches Testosteron verlangsamt ausscheiden, reichert sich mehr von dem Hormon im Blut an. Das könnte theoretisch ihre Leistung steigern“, sagt Naughton. Noch allerdings sei nicht klar, ob der Körper diesen Überschuss nicht kompensiere und das Hormon auf andere Weise entsorge. Das könne man erst am Menschen testen.
Bei den olympischen Spielen in London dürfte der Teetrick den dopenden Athleten allerdings nur im Glücksfall helfen. Denn die WADA hat bereits im Vorfeld angekündigt, neben Urintests auch Bluttests durchzuführen. „Das sollte Versuche zunichtemachen, beim Urintest zu betrügen“, sagt Olivier Rabin, der wissenschaftliche Direktor der WADA.
Nadja Podbregar
Stand: 26.07.2012