17. Juni 2010, Brüssel. Die EU-Kommission sorgt mit einer Nachricht für Aufregung in der breiten Öffentlichkeit: Laut dem Bericht einer eigens dafür eingesetzten Expertengruppe droht Europa eine gravierende Rohstoffknappheit.
Kommissionsvizepräsident Antonio Tajani, zuständig für Unternehmen und Industrie, präsentiert zugleich eine erste Liste „kritischer Rohstoffe“ auf der gleich 14 Namen stehen: Antimon, Beryllium, Kobalt, Flussspat, Gallium, Germanium, Graphit, Indium, Magnesium, Niob, Metalle der Platingruppe, Tantal, Wolfram und – natürlich – die Seltenen Erden.
Deutsche Rohstoffagentur gegründet
Um die drohenden Engpässe zu verhindern und Versorgungssicherheit für die Industrie zu schaffen, werden in der Folge verschiedene Maßnahmen diskutiert und umgesetzt. So gründet Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle im Oktober 2010 bei seinem Besuch der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die Deutsche Rohstoffagentur. Sie soll unter anderem die Wirtschaft in Fragen der Verfügbarkeit und aktueller Marktentwicklungen sowie bei der nachhaltigen Nutzung von Rohstoffen unterstützen.
EU als Seltene Erden-Produzent?
Es wird Anfang Februar 2011 aber auch eine europäische Rohstoffstrategie vorgestellt, die beispielsweise vorsieht, den Abbau Seltener Erden in Europa massiv voranzutreiben. „Wir wollen das Potenzial finden“, so EU-Industriekommissar Tajani.
Rund sieben Prozent der weltweiten Vorkommen soll es in der EU geben, etwa in Großbritannien, auf Grönland und sogar in Deutschland. Nahe dem kleinen Ort Storkwitz in Sachsen existiert eine Lagerstätte, die nach Angaben von Geowissenschaftlern möglicherweise über 41.000 Tonnen Seltene Erden enthalten soll. Eine Gewinnung ist dort zurzeit aber noch nicht einmal ansatzweise absehbar.
Die Hatz nach neuen Minen
Doch nicht nur in der EU auch in Russland, in den USA, Kanada, Australien und vielen anderen Ländern der Erde versucht man zurzeit händeringend neue Seltene Erden-Minen aus dem Boden zu stampfen – oder aufgegebene zu reaktivieren. So wird beispielsweise im US Bundesstaat Kalifornien die Mountain Pass–Mine mit Investitionen von rund einer halben Milliarde Dollar wieder auf Vordermann gebracht. Sie soll vielleicht schon ab 2012 rund 18.000 Tonnen Seltene Erdoxide (SEO) liefern.
Dieter Lohmann
Stand: 13.05.2011