Wo kann man beim Schwimmen gemütlich Zeitung lesen und dabei gleich auch noch was gegen Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte tun? Antwort: Na klar, im Toten Meer. Seine Doppelfunktion als Badeparadies und einzigartiger natürlicher Kurklinik verdankt es seinem Wasser. Genauer gesagt den gewaltigen Mengen an Mineralen und Salzen wie Magnesium, Kalzium, Kalium oder Brom, die darin gelöst sind.
Wissenschaftler haben festgestellt, dass der Salzgehalt des Binnengewässers mittlerweile bei erstaunlichen 28 Prozent liegt und damit fast zehn Mal so hoch wie in den Ozeanen. Doch wie ist es zu den extremen Bedingungen im See gekommen, in dem nur wenige Mikroben und salzliebende Pflanzen überleben können? Verantwortlich sind in erster Linie die geologische Situation vor Ort und – ganz wichtig – das lokale Klima. Dabei ist das Tote Meer in vielerlei Hinsicht ein Prototyp für das Phänomen Salzseen.
420 Meter unter dem Meeresspiegel
Das beginnt schon damit, dass es zwar verschiedene Zuflüsse besitzt, vor allem den Jordan, aber keinen Abfluss. Das Tote Meer liegt in einer gewaltigen Senke im Grenzgebiet zwischen Israel, Jordanien und dem Westjordanland und ist sogar der am tiefsten gelegene See der Erde – 420 Meter unter dem Meeresspiegel, mindestens.
Auf Grund der enormen Trockenheit, der glühenden Hitze und der brennenden Sonne in der wüstenartigen Region, verdunsten große Teile des in den See strömenden Frischwassers in kürzester Zeit wieder. Übrig bleiben nur die darin enthaltenen Minerale und Salze, die sich im Laufe der Zeit immer weiter angesammelt haben. Forscher gehen sogar davon aus, dass das Tote Meer in Zukunft noch deutlich salziger werden wird.
Schuld daran ist der Mensch. Denn heute erreicht nur noch ein Bruchteil der früheren Wassermassen über Flüsse und Wadis den Salzsee. Und auch die Wassereinträge über die Oberfläche sind auf einen Bruchteil der ehemaligen Werte gesunken. Der große Rest wird abgezapft und für den boomenden Tourismus, aber auch für die Landwirtschaft, die Industrie und private Haushalte verwendet. Die Verdunstung aus dem See ist daher größer als der Wassernachschub. Folge: Jahr für Jahr sinkt der Wasserspiegel des Toten Meeres um einen Meter und der Salzgehalt steigt. Schon jetzt gilt es bei Vielen als das salzigste Gewässer der Welt.
Salziger See im Afar-Dreieck
Doch völlig zu unrecht. Denn das Tote Meer ist in dieser Hinsicht nicht einmal ansatzweise rekordverdächtig. Dann schon eher der Lake Assal in der Afar-Senke Dschibutis, der sogar 35 Prozent Salzgehalt aufweist. Bis auf 52 °C steigt hier im Großen Afrikanischen Grabenbruch das Thermometer an manchen Tagen. Hinzu kommt ein kräftiger Wind, der das Land noch weiter ausdörrt und zur ungewöhnlich massiven Verdunstung von Seewasser beiträgt. Hinzu kommt, dass Lake Assal in erster Linie über zahlreiche unterirdische Quellen mit Salzwasser beliefert wird, das aus dem nicht allzu weit entfernt gelegenen Indischen Ozean stammt.
Ein Ort von seltener Schönheit
Entstanden ist dadurch im Laufe der Jahrtausende eine ebenso bizarre wie einzigartige Landschaft, die das französische Reiseportal Easy Voyage auf seiner Website wie folgt beschreibt. „Der Ort ist von seltener Schönheit. An den salzigen Ufern haben sich über die Jahrhunderte der Erosion fantastische Motive in das Salz gegraben und die Salzkrusten erzeugen seltsame Trugbilder und gleißende Lichtreflexe in der grellen Mittagssonne. Das Wasser ist dunkel- und türkisblau gefärbt und wird bisweilen von einem Smaragdgelb unterbrochen, wo hier und da schneeweiße Berge und Atolle aus Salz aus dem See hervorragen.“
Trotzdem reicht es auch für Lake Assal nicht zum Titel salzigster See der Erde. Denn um den zu finden, muss man viel weiter nach Süden reisen. In eine Region, in der man eher Schnee und Gletscher erwartet als Salz…
Stand: 11.02.2011