Mit der Etablierung von REACH ist der Druck, Alternativen zu Tierversuchen zu finden, spürbar gestiegen: Ende 2009 hatten die Wissenschaftler Thomas Hartung und Constanza Rovida im Journal „Nature“ davor gewarnt, dass die ethischen und finanziellen Kosten von REACH eskalieren könnten: Über 54 Millionen Tierversuche seien allein nötig, um chemische Stoffe auf ihre Auswirkungen zu untersuchen.
Auch wenn die Zahlen kontrovers diskutiert werden, so besteht Konsens, dass REACH zu einer deutlich höheren Zahl an Registrierungen geführt hat und mehr Tierversuche nach sich ziehen dürfte als ursprünglich erwartet. Dabei hatte die neue EU-Chemikalienagentur ECHA Hoffnungen geweckt, dass die Zahl der Tierversuche pro Stoffprüfung deutlich reduziert werden könnte. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) im finnischen Helsinki verwaltet seit 2008 die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe, um ein einheitliches Verfahren innerhalb der Europäischen Union zu gewährleisten. Sie koordiniert die Verfahren zur Stoffbewertung und soll die gemeinsame Nutzung von Tierversuchsdaten in der Vorregistrierungsphase erleichtern.
Idee gut, Umsetzung eher mangelhaft
Beispielsweise waren die Firmen aufgerufen worden, untereinander Daten zu bereits durchgeführten Versuchen auszutauschen, um doppelte Tierversuche mit denselben Stoffen zu vermeiden. Tierversuche sollten von der ECHA nur genehmigt werden, wenn die Informationen daraus unbedingt notwendig sind und nicht aus anderen Daten oder eben durch Alternativmethoden abgeleitet werden können. Soweit die Idee.
Experten kritisieren aber, dass es bisher nicht gelungen ist, die Anzahl von Tierversuchen durch den Einsatz alternativer Testmethoden und Computerverfahren sowie durch eine konsequente Nutzung bereits vorhandener Daten aus Nichtstandard-Verfahren spürbar zu senken. UFZ-Forscher prüfen momentan im Auftrag des Umweltbundesamtes, ob zumindest Daten aus medizinischen Zulassungsverfahren für die Umweltrisikoprüfung von Medikamenten genutzt werden könnten. Gelingt das, könnten etliche Tierversuche in Zukunft überflüssig werden.
UFZ / Tilo Arnold
Stand: 04.02.2011