Evolution

Jungtiere als Knochennahrung

Das Rätsel der fehlenden Jungtier-Fossilien

Das selektive Jagdverhalten der heutigen Raubtiere zieht als Konsequenz eine hohe „Kindersterblichkeit“ bei Wirbeltieren nach sich. Sollten sich auch die Raubsaurier bevorzugt an junge Beutetiere gehalten haben, müsste sich hier ein ähnliches Muster zeigen. Es ist bereits bekannt, dass viele Dinosaurier eine große Zahl an Eiern produzierten, was häufig schon als erster Hinweis auf eine hohe Kindersterblichkeit gewertet wird. Dies ließe eine ebenfalls hohe Zahl an Jungtieren in den Fossilfunden erwarten. Tatsächlich aber werden die Überreste junger Dinosaurier außer bei Massentodfunden auffallend selten entdeckt.

„Rein rechnerisch sind die Jungtiere deutlich unterrepräsentiert“, betont der Paläontologe. Weil ausgewachsene Tiere kleiner Arten in der erwarteten Häufigkeit in den Fossilfunden aber sehr wohl auftauchen, lassen sich die fehlenden Jungtiere wohl nicht damit erklären, dass kleine Exemplare die Jahrmillionen in der Erde seltener überdauern.

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„Gehaltvolle Knochennnahrung“

Jungtiere auf dem Speiseplan könnten für die großen Raubsaurier sogar eine Bereicherung statt einer Notlösung gewesen sein. Dafür liefern erneut heutige Raubtiere einen Hinweis. Krokodile etwa verfügen über starke Magensäfte, die auch Knochen praktisch ohne Rückstände auflösen können. Das wiederum setzt wichtige Mineralien für den Stoffwechsel des Räubers frei. Aber auch fleischfressende Säugetiere nehmen regelmäßig Knochen ihrer Beute auf.

Möglicherweise nutzten auch Raubsaurier die zarten und kleinen Jungtiere als Quelle für gehaltvolle Knochennahrung, was erklären könnte, warum kleine Jungtiere im Fossilbericht so selten sind. Dafür sprechen unter anderem die Knochenfunde in den versteinerten Magenresten und in den Koproliten.

„Alles in allem lässt sich vermuten, dass die Theropoden – anders als moderne Raubtiere – ihre Beute nicht müde jagten, um sie zu erlegen“, sagt Oliver Rauhut. „Bei den Raubsaurieren handelte es sich wohl um Lauerjäger, die in einem Hinterhalt auf Beute lauerten, um nach einem kurzen Sprint einen möglichst fatalen Biss anzubringen, der das Beutetier sofort oder wegen des Blutverlusts innerhalb kurzer Zeit tötete.“

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Susanne Wedlich, Magazin Einsichten / LMU München
Stand: 03.12.2010

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Inhalt des Dossiers

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