Nach dem Fracking wird die Flüssigkeit wieder abgepumpt, um den Weg für das Gas freizugeben. Diese Brühe aus Sand und Chemikalien, der sogenannte Flowback, muss anschließend entsorgt werden. In den USA geschah dies im Extremfall gar nicht – Millionen Liter Frack-Fluid wurden praktisch einfach in die Landschaft geschüttet.
Eine andere Möglichkeit ist, die Flüssigkeit nach der Verwendung zunächst in großen Becken zu lagern, so dass das Wasser langsam verdunstet – auch dies eine potenzielle Gefahr für die Umwelt. Der übrig bleibende giftige Schlamm nimmt bei der Entsorgung weniger Platz ein. Unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich auch entweder das gefilterte Wasser oder sogar die ganze Mischung wiederverwenden.
Auch nach dem Abpumpen aus dem Bohrloch bleibt allerdings immer ein Teil des Frack-Fluids im Untergrund – wie viel genau, weiß niemand so recht. Unklar ist auch, was dort unten mit den Chemikalienresten geschieht. Werden sie langsam abgebaut, allmählich wieder nach oben gespült, oder verbreiten sie sich tiefer?
Über die Risse ins Grundwasser
Besonders die letzte Möglichkeit sorgt für Beunruhigung: Schiefergasvorkommen können in der Nähe von Grundwasser-leitenden Schichten liegen. Zurückbleibende Fracking-Flüssigkeit, die sich unkontrolliert verteilt, könnte diese Wasservorräte kontaminieren. Noch schlimmer: Direkt beim Frackingvorgang selbst könnte das Chemikaliengemisch durch das zerbröselnde Gestein ins Grundwasser gepumpt werden.
Tatsächlich ergab Ende 2013 eine Studie von US-Forschern, dass das Grund- und Oberflächenwasser in Garfield County in Colorado – einem der großen Frackinggebiete – vermehrt hormonähnlich wirkende Chemikalien enthielt. Da diese Substanzen auch im Frack-Fluid enthalten waren, liegt der Schluss nahe, dass sie durch das Fracking ins Grundwasser gelangt sind. „Ihre Gegenwart könnte das Risiko für reproduktive, metabolische und neurologische Erkrankungen bei Anwohnern erhöhen“, warnen die Forscher.
Gas im Leitungswasser?
Weitere Gefahr für das Grundwasser besteht durch austretendes Gas. Der US-amerikanische Dokumentarfilm „Gasland“ zeigt mögliche Auswirkungen des Frackings auf das Trinkwasser in dramatischen Bildern: Gasflammen schlagen aus Wasserhähnen – Leitungswasser in Haushalten um die Gasbohrungen enthält so viel Gas, dass es sich entzünden lässt. Allerdings könnte dies zumindest in einigen Fällen auch natürliche Ursachen haben: Bereits in alten Geschichten der Indianer vor Ort ist die Rede von „brennenden Wasserquellen“.
Ausführliche wissenschaftliche Untersuchungen des Trinkwassers im Bundesstaat Pennsylvania zeigen aber tatsächlich höhere Methanwerte im Wasser, zumindest in der Nähe aktiver Fracking-Bohrungen über der Marcellus Schieferformation. Im Umkreis von bis zu einem Kilometer um einen solchen Gasbrunnen kann der Gasgehalt im Wasser bis auf das Sechsfache steigen, verglichen mit weiter entfernten Haushalten. In einzelnen Fällen maßen die Wissenschaftler Mengen deutlich oberhalb der gesundheitlich unbedenklichen Grenzwerte.
Ansgar Kretschmer
Stand: 15.08.2014