Wir befinden uns auf einem Exoplaneten ähnlich dem Saturnmond Titan: Die Temperatur liegt bei mehr als 100 Grad unter Null, Licht gibt es nur wenig und statt Wasser existieren hier Wolken, Seen, Eisschollen und selbst Regentropfen aus Methan und Ethan. Wegen der eisigen Kälte laufen chemische Reaktionen hier extrem langsam ab. Wer hier lebt, der täte dies ebenfalls im Zeitlupentempo.
Dennoch, grundsätzlich spricht wenig dagegen, dass es auch auf solchen Welten Lebewesen gibt. Allerdings sähen sie deutlich anders aus als wir und auch ihr Stoffwechsel liefe auf einer völlig anderen Grundlage. Denn bei uns bildet das Wasser die Basis unserer Physiologie: Unsere Biomoleküle, Zellen und nahezu alle Vorgänge des Körpers finden in wässriger Umgebung statt. Dieses Lösungsmittel erst lässt Ionen entstehen und ermöglicht damit Nervensignale und andere wichtige Reaktionen. Das Ganze funktioniert nur deshalb, weil das Wasser bei den in und um uns herum herrschenden Temperaturen flüssig ist.
Eisige Riesen-Einzeller
Auf einem titanähnlichen Planeten wäre Wasser permanent gefroren, es scheidet als Lösungsmittel für biochemische Reaktionen daher aus. Aber es gibt Methan und Ethan. Beide Kohlenwasserstoffe kommen unter den Titanbedingungen flüssig, fest und gasförmig vor und sind zudem noch reichlich vorhanden. Es ist daher durchaus denkbar, dass es irgendwo Aliens gibt, deren Stoffwechsel auf diesen Verbindungen basiert.
Dies hätte vermutlich auch Auswirkungen auf ihr Aussehen: Denn das Methan-Ethan-Gemisch des Titan hat eine viel geringere Oberflächenspannung als Wasser. Das aber bedeutet, dass jede einzelne Zelle dort sehr viel größer werden könnte als bei uns, wie der Astrobiologe Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University erklärt. „Ich stelle mir deshalb Felsbrocken große Mikroben vor, die auf einem solchen Planeten über die Oberfläche kriechen und Kohlenwasserstoffe aufsaugen“, so der Forscher.
Superkräfte oder kleine Männchen?
Ebenfalls eher groß, aber extrem kräftig und stabil gepanzert müsste ein Organismus sein, der auf einer Supererde oder einem anderen größeren Planeten lebt. Denn er würde sonst von der höheren Schwerkraft zerquetscht oder könnte sich zumindest kaum von der Stelle bewegen. Seine größere Muskelkraft würde ihn hier auf der Erde vermutlich zu einem wahren Superhelden machen. Aber auch das Herz und Kreislaufsystem des Aliens müsste an die hohe Schwerkraft angepasst sein, denn es ist mehr Kraft nötig, um das Blut in höher gelegene Körperteile zu pumpen.
Ein solcher Außerirdischer hätte vermutlich eine eher gedrungene Gestalt und würde eher auf vier oder mehr Beinen laufen als nur auf zweien. In der hohen Schwerkraft würde zudem schon ein Sturz aus relativ geringer Höhe viel schwerwiegendere Folgen haben als auf der Erde. Deshalb könnten Aliens solcher Welten eher langgestreckten, flach über dem Boden krabbelnden Asseln oder Tausendfüßern ähneln. Je kürzer der Weg zum Boden, desto geringer die Verletzungsgefahr.
Umgekehrt wäre ein Außerirdischer von einem masseärmeren Planeten eher schmächtig. Die „kleinen, grünen Männchen“ vom Mars passen zumindest in dieser Hinsicht gut ins Bild: Der Rote Planet ist nicht nur kleiner als die Erde, seine Schwerkraft ist auch nur gut ein Drittel so hoch wie die unsrige. Ein Marsmensch wäre daher wahrscheinlich tatsächlich zierlicher als wir – wenn es ihn denn gäbe.
Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014