Tagsüber 30 Grad im Schatten – gut, dass die kühlende Nacht naht. Doch die Erfrischung bleibt aus: 27 Grad auch in der Nacht. Die heiße Luft steht in den Straßen, der Asphalt glüht immer noch, kein Lüftchen weht. Wir sind nicht in Athen oder Neapel, wir sind in deutschen Städten des 21. Jahrhunderts. Denn die Klimaerwärmung wird sich in den Städten besonders stark bemerkbar machen – ihr Klima ist schon jetzt anders als das im ländlichen Umland.
Im Inneren der Großstädte liegen die Temperaturen sowohl im Winter als auch im Sommer fast immer höher als auf dem Land, im Durchschnitt ein bis zwei Grad, aber unter bestimmten Bedingungen aber auch mehr. Besonders stark macht sich dieser Unterschied nachts bemerkbar. In Sommernächten können die Temperaturunterschiede zwischen Stadt und Umland bis zu zehn Grad betragen – und das, obwohl das Thermometer am Tag in beiden Gebieten die gleichen Werte anzeigte.
Beton und Asphalt als Heizung
Zustande kommt dieser Effekt unter anderem durch die vielen Beton- und Asphaltoberflächen der Häuserfassaden und Straßen. Bei Sonneneinstrahlung heizen sie sich erheblich stärker auf als Flächen, die mit Pflanzen bewachsen sind. Die tagsüber aufgenommene Wärme speichern sie und geben sie nachts nur langsam wieder ab. Gibt es nur wenig Straßenbäume und die Fassaden und Betonoberflächen sind dunkel, dann verstärkt sich diese Heizwirkung noch.
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Auf dem Land sorgen die Vegetation und Gewässer für zusätzliche Kühlung durch die Verdunstung von Wasser. In der Großstadt gibt es meist nur wenige kleine Grünflächen, so dass auch dieser Kühleffekt nahezu wegfällt. In den stark befahrenen Innenstädten reichert sich außerdem Kohlendioxid an, das die aufgestaute Hitze zusätzlich am Entweichen hindert – die Stadt produziert ihren eigenen Treibhauseffekt.
Tropische Nächte schlagen auf die Gesundheit
Und je weniger Frischluft aus dem Umland in die Stadt weht, desto mehr bleibt die heiße Luft des Tages stehen. Als Folge häufen sich bei sommerliche Hitze in den Städten warme Nächte, in denen das Thermometer nicht unter 20 bis 25 Grad fällt. Für den Körper bedeutet dies wenig Erholung und oft schlechten Schlaf. Im Extremfall kann das bei Kranken, Alten und Kindern zu gesundheitlichen Schäden und sogar zum Tod führen.
„Im Sommer 2003 hatten wir eine Hitzeperiode, die über eine Woche angehalten hat. Damals sind in einer Woche europaweit 70.000 Menschen gestorben, allein 7.000 in Deutschland“, sagt Monika Steinrücke von der Projektgruppe K.RUB der Angewandten Klimatologie des Geographischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum.
RUBIN / Tabea Steinhauer, Ruhr-Universität Bochum
Stand: 27.06.2014