Sie sind typisch für die Ostsee: Schmale Landstreifen, die quer über eine Bucht reichen und so den Bodden oder das Haff fast oder ganz vom restlichen Meer abschneiden. Solcher Landzungen zeigen sich auf dem Darß oder auf Usedom in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in der Lübecker Bucht. Weiter im Osten prägen die schmalen Landriegel der Nehrungen die Ostseeküste bis nach Litauen hinauf.
Einer der wichtigsten Akteure bei Bildung und Veränderung solcher Küstenformen sind Strandversetzungen. Dabei reißt das auflaufende Wasser Sand und andere Materialen mit und bewegt sie durch eine andauernde Abfolge von Transport und Ablagerung entlang der Küste weiter. Bis zu hundert Metern täglich kann der Strandversatz dabei betragen.
Sandhaken – wenn das Land ins Meer wächst
Häufig deponiert das Wasser den mitgeschleppten Sand asymmetrisch am Beginn einer Bucht. Hier entsteht dann mit der Zeit eine langgestreckte, teils gebogene Sandbank – ein sogenannter Strandhaken. Diese Sandbänke wachsen manchmal mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit ins Wasser hinein. Jährlich bis zu fünf Meter oder mehr sind vielerorts keine Seltenheit. Typisch sind solche Strandhaken fast überall an der Ostsee, so auch in der Lübecker Bucht. Dort liegen die Seebäder Timmendorfer Strand und Niendorf, aber auch Travemünde, inklusive ihrer schönen, feinen Sandstrände auf solchen natürlichen Küstenbauwerken.
Quelle des Sandes, der in den letzten 4.000 Jahren die Traveförde bis auf einen schmalen Durchlass vom offenen Meer abgetrennt hat, ist das Brodtener Ufer. Dieses Kliff, das zum großen Teil aus eiszeitlichen Sanden, Moränenlehm und Gletscherschutt besteht, wird durch die Kraft der Wellen und durch Niederschläge angenagt und Jahr für Jahr um bis zu 60 Zentimeter abgetragen. Die Verteilung des Sandes und anderer Sedimente übernimmt dann das Ostseewasser. Insgesamt ist das Brodtener Ufer innerhalb weniger Jahrhunderte mehr als sechs Kilometer zurückgewichen.
Abgeriegelt und ausgesüßt – vom Haff zum See
Wächst ein Strandhaken weiter, erreicht er irgendwann die gegenüberliegende Seite der Bucht und trennt sie damit durch einen schmalen Streifen Land, die Nehrung, vom offenen Wasser ab. Die isolierte Bucht wird jetzt als Haff bezeichnet. Niederschläge und einmündende Flüsse sorgen anschließend dafür, dass der Salzgehalt sinkt und das Haff aussüßt. Auch seine Tiefe verringert sich langsam, es beginnt zu verlanden.
Später deuten meist nur noch Strandseen darauf hin, dass es sich hier um eine ehemalige Meeresbucht handelt. Forscher sprechen immer dann, wenn an einer Küste Material durch Erosion abgetragen und an anderer Stelle durch die Bildung von Nehrungen wieder abgelagert wird, von einer Ausgleichsküste. Dieser Prozess führt letztlich zur Begradigung der Küste.
Stand: 20.06.2014