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Das Immunsystem schläft nie. Es muss die allgegenwärtigen Krankheitserreger abwehren, die in den Körper einzudringen versuchen; es muss die Heerschar der in und mit uns lebenden Bakterien – mehr als der menschliche Körper Zellen hat – im Zaum halten und körpereigene Zellen, die sich verändert haben und zu Krebs heranwuchern könnten, erkennen und zerstören.
Außer Kontrolle
Zum Aufgabenspektrum des Immunsystems zählt es auch, sich selbst zu kontrollieren und konsequent alle Immunzellen ausschalten, die sich gegen gesunde Zellen, Gewebe und Organe des Körpers richten. Gelingt ihm diese Kontrolle nicht, können schwere Krankheiten die Folge sein. Sie werden Autoimmunkrankheiten genannt (griechisch autos = selbst). Die Immunzellen führen dann gleichsam Krieg gegen den eigenen Körper.
Beispiele für solche Autoimmunkrankheiten sind die Multiple Sklerose, bei der Abwehrzellen die Hüllscheiden der Nervenleitungen zerstören, Rheuma oder die entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Aber auch auf den ersten Blick nicht als Autoimmun-Erkrankung erkennbare Leiden gehören dazu, wie der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) oder Diabetes Typ 1.
Hautausschlag und Organschäden
Ein weiteres seltenes Beispiel ist der Lupus erythematodes, auch Schmetterlingsflechte genannt. Zumeist erkranken daran jüngere Frauen. Sie klagen über Hautveränderungen und Gelenkschmerzen, es kann zu Entzündungen des Herzens, der Lungen oder der Niere kommen, auch der Darm und die Muskulatur, sogar das Gehirn können betroffen sein. Im Blut lassen sich spezielle
von Zellen des Immunsystems produzierte Proteine, sogenannte Autoantikörper, nachweisen, die sich gegen Bestandteile körpereigener Zellkerne richten.
Wie kommt es dazu? Diese Frage erforschen Wissenschaftler in der Universitätsklinik Heidelberg um Hanns-Martin Lorenz am Beispiel des Lupus erythematodes. Ihr Ziel: die Mechanismen der Immunregulation sowie die Entstehung solcher Krankheiten besser zu verstehen und neue Ansätze für eine Therapie finden.
Hanns-Martin Lorenz, Universitätsklinikum Heidelberg / Ruperto Carola
Stand: 23.05.2014