Evolution

Die Menschheits-Wiege

Erste Funde in der Olduvai-Schlucht

Blick in die Olduvai-Schlucht im Norden Tansanias. Hier hat die Erosion Sedimente aus entscheidenden Phasen der Menschheitsgeschichte freigelegt. © mwanasimba/ CC-by-sa 2.0

1960, Olduvai-Schlucht im Norden Tansanias. Seit fast 30 Jahren durchforsten der britische Paläoanthropologe Louis Leakey und seine Frau Mary die tief eingeschnittene Schlucht am Olduvai-Fluss. Denn hier hat die Natur ein einzigartiges Fenster in die Vergangenheit geöffnet. Die Erosion hat Gesteinsschichten freigelegt, die mehr als zwei Millionen Jahre alt sind – und mit ihnen auch Relikte der Lebewesen, die zu dieser Zeit hier lebten.

Suche nach dem Werkzeugmacher

Neben den Knochen vieler urzeitlicher Tiere, darunter riesenhaften Vorfahren von Schweinen und Schafen, stoßen die Leakeys auch immer wieder auf primitive Steinwerkzeuge. Die einfachen, knapp zwei Millionen Jahre alten Faustkeile müssen, davon sind die beiden Forscher überzeugt, von frühen Vorfahren des Menschen hergestellt worden sein. Aber von den Urhebern dieser Werkzeuge fehlt zunächst jede Spur. Zwar finden die Leakeys durchaus Schädelfragmente von affenähnlichen Wesen, doch diese sind deutlich älter.

Der von Mary Leakey 1959 entdeckte Schädel des "Nutcrakcer Man" - Paranthropus boisei © Durova / CC-by-sa 3.0

1959 macht Mary Leakey dann eine hoffnungsvolle Entdeckung: Sie stößt auf das Relikt eines höchst seltsamen Wesens. Der 1,8 Millionen Jahre alte Schädel gleicht keinem der bisher bekannten Affen- oder Menschenfossilien. Einem kleinen Gehirnschädel steht ein riesiges Gesicht mit breiten Wangenknochen und extrem kräftigen Kiefern gegenüber. Die Backenzähne sind fast daumengroß, von den kräftigen Kaumuskeln zeugt ein kräftiger Schädelkamm, an dem diese Muskeln einst ansetzten. Die Leakeys taufen ihren Fund daher zunächst scherzhaft den „Nutcracker-Man“.

Ein „Nussknacker“ als erster Mensch?

Die beiden Forscher sind sich zunächst sicher: Das muss der Werkzeugmacher sein, den sie so lange gesucht haben. Louis Leakey bezeichnet ihn in seinem Expeditionstagebuch als fast menschlich, in der wenig später folgenden Veröffentlichung im Fachmagazin „Nature“ tauft er ihn Zinjanthropus boisei – Zinj ist ein alter arabischer Name für Ostafrika, und anthropus geht auf das griechische Wort für „Mensch“ zurück.

Leakeys Veröffentlichung erregt Aufsehen – ob es sich tatsächlich schon um einen frühen Menschen handelt, wird allerdings von vielen bezweifelt. Heute weiß man, dass es sich dabei tatsächlich nur um eine Spezialform des Australopithecus handelte – und damit noch um einen Vormenschen. Doch die Leakeys sind durch diesen Fund ermutigt und suchen im gleichen Gebiet weiter. Und ihre Ausdauer sollte sich lohnen..

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Nadja Podbregar
Stand: 25.04.2014

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Wirbel um den Homo habilis
Ein 50 Jahre alter Fossilfund und seine Folgen

Als alles noch so einfach schien
Der Menschenstammbaum vor Entdeckung des Homo habilis

Die Menschheits-Wiege
Erste Funde in der Olduvai-Schlucht

Der geschickte Mensch
Die Entdeckung des Homo habilis

Die Kontroverse beginnt
Ist Homo habilis schon ein Mensch?

Noch ein Vorfahre?
Homo rudolfensis – echte Art oder bloße Variation?

Gedränge im Stammbaum
Wer gehörte wirklich zu unseren Vorfahren?

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