Ob wir eine Email schreiben, bei Facebook etwas posten oder mit der Kreditkarte bezahlen, bei all dem hinterlassen wir digitale Spuren, die riesige Datenbanken füllen. Die Nutzbarkeit und Sicherheit der sogenannten „Big Data“ ist derzeit aktueller denn je. Deshalb hat die CeBIT in diesem Jahr Big Data und die sogenannte „Datability“ als Leitthema gewählt. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Suche im Datenberg
Unter Big Data versteht man das Sammeln riesiger Mengen an digitalen Informationen. Diese Datenbestände werden so groß und so komplex, dass sie sich nicht mehr mit einfacher Datenbanktechnologie verarbeiten lassen. Nicht nur wissenschaftliche Einrichtungen wie das Kernforschungszentrum CERN häufen solche Datenberge an. Auch Unternehmen wie Google und Facebook tun dies und werten diese aus, um strategische Entscheidungen besser treffen zu können.
Die Datenerfassung ist dabei keineswegs ein Kind der Neuzeit, denn schon die Bibel berichtet über die erste Volkszählung –und damit die Sammlung von Daten in großem Stil. Mit der elektronischen Datenverarbeitung stiegen jedoch die Möglichkeiten immens, denn heutzutage können die verschiedensten Datenquellen automatisch miteinander verknüpft, abgeglichen und in Beziehung gesetzt werden, welches zuvor mit Karteikarten und Aktenordnern entweder eine Sisyphus-Arbeit oder schlichtweg unmöglich gewesen wäre.
Nutzen in Alltag und Unternehmen
Viele Unternehmen haben den Vorteil von Big Data für sich erkannt. Sie nehmen die Daten ganz genau unter die Lupe, um Interessen, Vorlieben und Verhaltensmuster zu erkennen –zum Beispiel für gezielte Werbung. Und das Ganze in Echtzeit, damit die Händler heute schon wissen, was ihre Kunden morgen kaufen werden. „Wir verbinden mit Big Data große Datenmengen, die sehr schnell entstehen, häufig zeitkritisch sind und sofort verarbeitet werden müssen“, erklärt Michael Kleinemeier von der SAP AG anlässlich der CeBIT 2014.
Doch nicht nur Unternehmen haben ein Interesse an den Big Data. Wieviel Verspätung hat die Bahn? Wo finde ich die nächste Buchhandlung? Längst hat Big Data Einzug in unseren Alltag gehalten. Wir wollen in Echtzeit informiert sein, damit wir Zeit und Mühe sparen. „Big Data hat das Potenzial, den Menschen das Leben ein Stück weit angenehmer zu machen“, erklärt Dieter Kempf, Vorstandsvorsitzender der DATEV eG und BITKOM-Präsident.
Von Energienetzen bis Kleidergrößen
Als Folge der Ansammlung von immer mehr Daten sind neue Technologien notwendig, um diese enormen Mengen an digitalen Informationen schnell verarbeiten zu können. So präsentiert die Fraunhofer Gesellschaft auf der diesjährigen CeBIT die neu entwickelte Anwendung „Visual Analytics“. Diese Technologie bringt große und unübersichtliche Datenmengen sehr schnell in eine übersichtliche Form. Kritische Infrastrukturen, wie beispielsweise die Energienetze, können so in Zukunft leichter überwacht und Probleme effizienter behoben werden, beschreibt die Fraunhofer Gesellschaft eine mögliche Anwendung.
Das Berliner Startup UPcload wird auf der CeBIT 2014 eine neue personifizierte Anwendung vorstellen: Eine in der Website von Onlineshops integrierte Applikation kann dafür sorgen, „dass die online gekaufte Kleidung auch offline passt“, wie Asaf Moses von UPcload das Konzept zusammenfasst. Der Käufer macht Fotos von sich selbst aus fünf verschiedenen Perspektiven und lädt diese hoch. Die Software gleicht die Bilder dann mit verschiedenen gespeicherten Figurtypen ab und filtert die passende Größe des Herstellers heraus. Ob die Online-Shopper dieses System annehmen werden, bleibt jedoch noch abzuwarten.
Der verantwortliche Umgang
Big Data wird immer mehr an Bedeutung gewinnen, nimmt doch die Datenflut und deren Nutzung als wirtschaftlicher Rohstoff unaufhaltsam zu. Das Ziel, mit diesen Daten verantwortungsvoll umzugehen, beschreibt der Begriff „Datability“. Besonders problematisch ist beispielsweise bisher der unterschiedliche Umgang verschiedener Nationen mit den sensiblen Daten.
Entsprechend schwierig und für den Laien undurchsichtig wird deren Nutzung und Auswertung bei international arbeitenden Konzernen. So gilt in Deutschland beispielsweise für E-Mails das Telekommunikationsgeheimnis, in den USA hingegen nicht. Einige amerikanische E-Mail-Anbieter gehen sogar so weit, dass sie die Inhalte auslesen und auswerten, damit sie gleich die passende Werbung mitsenden können. Auf der CeBIT wird die Kontrolle der Datennutzung daher ebenfalls ein wichtiges Thema sein.
Redaktion scinexx
Stand: 07.03.2014