Eines der Trendthemen in der IT-Branche ist das vernetzte Fahrzeug: Mit immer mehr Sensorik und intelligenter Software entwickeln sich Autos zu rollenden IT-Plattformen. Fahrassistenten und andere intelligente Helfer sollen Kollisionen vermeiden, vor Geisterfahrern oder dem drohenden Einschlafen des Fahrers warnen. „Fahrzeuge und IT wachsen immer weiter zusammen“, sagt Dirk Wollschläger, bei IBM verantwortlich für die Automobilindustrie. „Das Fahrzeug der Zukunft wird in die gesamte große Welt des Internet-of-Things integriert sein.“
Einer der Ansätze ist es, durch Daten aus der Cloud den Fahrer rechtzeitig vor Staus, Wettergefahren oder auch Geisterfahrern zu warnen. Die Information wird dabei entweder über Head-Up-Display direkt auf die Frontscheibe projiziert oder per Handy als akustisches Signal übermittelt. Zusammen mit dem Hersteller Continental entwickelt IBM zudem ein System, das das automatisierte Fahren erleichtern soll.
App gegen Geisterfahrer
Forscher der TU Clausthal und des Braunschweiger Unternehmens c4c Engineering GmbH haben eine Geisterfahrer-App entwickelt: Sie soll schneller als bisher vor entgegenkommenden Falschfahrern warnen. „Um die Zeit bis zur Warnung durch den Verkehrsfunk zu verkürzen, können sogenannte Car2X-Technologien zum Einsatz kommen. Dabei werden Informationen zwischen Fahrzeug und Infrastruktur bzw. direkt zwischen Fahrzeugen ausgetauscht“, erläutert Lutz Kelch, Technischer Leiter bei der c4c Engineering.
Dabei bietet es sich auf Autobahnen an, die existierenden orangefarbenen Notrufsäulen als Standpunkte für Infrastruktur-Hardware zu verwenden. Das Netz der Säulen ist mit Abständen von zwei Kilometern dicht genug, um über WLAN eine volle Abdeckung der Autobahnen zu gewährleisten. In den Säulen werden die Positionsdaten, die die Fahrzeuge ständig über ein Handy übermitteln, gesammelt und ausgewertet. Erkennt das computergestützte System, dass ein Auto in falscher Richtung unterwegs ist, klingelt und blinkt binnen einer Sekunde das Handy in den Fahrzeugen der Umgebung sowie beim Geisterfahrer. Alle sind gewarnt, können die Geschwindigkeit drosseln und möglichst Unfälle vermeiden.
Mehr Schutz auch für Fußgänger
Eine Anwendung der TU München könnte bald Autofahrer vor auf die Straße laufenden Fußgängern und Radfahrern warnen – noch bevor sie ins Blickfeld geraten. Der Trick dahinter: Ein kleiner Transponder – beispielsweise im Handy des Fußgängers oder in seiner Kleidung – verrät dem im Auto installierten System dessen Position und Bewegung. Die in Mikrosekunden erfolgende Messung kann zudem erfassen, wie schnell und in welche Richtung sich der Fußgänger bewegt. Das ist mit bisherigen Fahrerassistenzsystemen im Auto nicht möglich.
Die für diese Ortung nötigen kleinen Sender könnten nach Vorstellung der Wissenschaftler in Kleidung oder Schulranzen integriert werden. Als Transponder könnte in Zukunft aber auch das Handy dienen, denn ein Großteil der Menschen trägt es ohnehin ständig bei sich. Es bedarf lediglich kleiner Änderungen an der Geräte-Hardware.
Redaktion scinexx
Stand: 07.03.2014