In ganz Deutschland und anderen Ländern finden sich auch noch andere Überbleibsel aus den Eiszeiten – die sogenannten Findlinge. Meist sind dies größere Gesteinsbrocken mit einem Durchmesser mehreren Metern, die unvermittelt in der Landschaft herumliegen. Manche von ihnen erreichen ein Gewicht von mehreren tausend Tonnen. Lange Zeit stellte man sich daher die Frage, wie diese Riesenbrocken wohl dorthin gelangt sein könnten. Denn meist bestehen sie aus einem Gestein, das es in ihrer unmittelbaren Umgebung gar nicht gibt.
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Noch Anfang des 18. Jahrhunderts diskutierte man, ob vielleicht Riesen diese Brocken einst durch die Gegend geschleudert haben konnten. Andere vermuteten eher, dass die Sintflut schuld an den rätselhaften Steinen sei. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass einst Gletscher aus dem hohen Norden bis weit in den Süden vorgerückt sein könnten und dabei auch Gesteinsbrocken mitschleppten. Diese wurden durch das ständige Umherschieben und Rollen nach und nach abgeschliffen und erhielten so ihre typisch rundliche Form – ähnlich wie in sehr viel kleinerem Maßstab ein Kiesel, der vom Wasser eines Flusses umhergerollt wird.
Die größten unter den Riesenbrocken
Der größte Findling Europas ist der sogenannte Erratische Block im schwäbischen Weiler. Er entstand in der letzten Eiszeit, als der Rheingletscher bis nach Oberschwaben vorstieß und dabei einen Brocken aus Dolomitgestein aus Liechtenstein 65 Kilometer weit mitschleppte. Ursprünglich hatte der Findling ein Volumen von 4.000 Kubikmetern, im 18. Jahrhundert allerdings wurde er als Steinbruch missbraucht und daher mehr als die Hälfte seines Materials abgetragen.
Einer der größten bekannten Findlinge überhaupt ist der Big Rock in der Nähe von Calgary in der kanadischen Provinz Alberta. Er ist rund 15.00 Tonnen schwer, 41 Meter lang und neun Meter hoch. Vor rund 18.000 Jahren wurde dieser Brocken durch einen Erdrutsch losgebrochen und dann quasi Huckepack von einem Gletscher entlang der Rocky Mountains nach Südosten transportiert. Erst hunderte Kilometer später kamen Eis und Findling zum Stillstand.
Löss: das feinste Eiszeit-Relikt
Alles andere als riesenhaft ist dagegen ein anderes Relikt der Eiszeit: der Löss. Er besteht aus feinem mineralischen Staub, dessen Körner zu porösen Gebilden miteinander verklebt sind. Er entstand in den Gebieten, die in der Eiszeit vor den Gletschern lagen und in denen kaltes, trockenes Tundrenklima herrschte. Weil die Vegetation dort damals meist nur spärlich war, hatte der Wind leichtes Spiel: Fallwinde und Stürme wirbelten große Mengen Boden auf, zerrieben ihn und transportierten ihn kilometerweit durch die Luft bis in die Tiefebenen.
Die winzigen Quarz- und Kalkkügelchen türmten sich schließlich in meterdicken Schichten vor den Mittelgebirgen auf oder lagerten sich in den Flusstälern ab. Im Laufe der Zeit entstand aus diesen wertvollen Sedimenten ein gelblich-braunes Sediment – der Löss. Wegen seiner feinen Körnung und zahlreichen Poren bildete sich auf den Lössdecken schnell fruchtbarer Boden, vor allem Braun- und Schwarzerden. Sie sind für den Ackerbau besonders gut geeignet. Schätzungen zufolge werden rund 80 Prozent des weltweiten Weizens und Maises auf Lössböden angebaut. In Deutschland verdanken Gebiete wie die Börden, das Rheingau, das Thüringer Becken oder der Kaiserstuhl diesen vom Winde verwehten Staub ihre Fruchtbarkeit.
Redaktion scinexx
Stand: 28.02.2014