Im Dezember 2013 entdeckten Forscher weitere Hinweise auf eine Verbindung zwischen der Oberfläche des Mondes und seinem subglazialen Ozean: Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble deuteten darauf hin, dass am Südpol von Europa Wasserdampf austritt – und das sogar in gewaltigen, mehr als 200 Kilometer hohen Fontänen.
Verräterisches Leuchten
Das Spektrometer des Teleskops hatte am Pol des Mondes das schwache Leuchten von angeregten Sauerstoff- und Wasserstoffatomen registriert. Dieses entsteht typischerweise, wenn Wassermoleküle durch Wechselwirkung mit dem Magnetfeld zerfallen. Das spricht dafür, dass dort extrem kalter Wasserdampf existiert. „Die mit Abstand einfachste Erklärung für diesen Wasserdampf ist, dass er als Fontäne aus der Oberfläche von Europa austritt“, erklärt Lorenz Roth vom Southwest Research Institute in San Antonio.
Ein ähnlicher Effekt ist bereits vom Saturnmond Enceladus bekannt. Auch bei ihm schleudern aktive Geysire Wasserdampf, Eis und Staub weit in den Weltraum hinaus. Bei Europa konnte allerdings zunächst nur Wasserdampf nachgewiesen werden, ob die Fontänen auch Eis und Staubteilchen enthalten, ist noch ungewiss. Auch woher diese Fontänen kommen, ließ anhand der bisherigen Daten noch nicht sicher feststellen.
Verbindung zum Ozean?
„Reichen die Austrittsöffnungen für den Dampf bis zum Ozean unter der Eiskruste hinunter oder werden sie im Eis erzeugt, beispielsweise durch Reibungsstress in der Nähe der Oberfläche?“, stellt Roth die entscheidende Frage. „Wenn diese Fontänen mit dem subglazialen Ozean verbunden wären, dann bedeutet dies, dass wir diesen Ozean nicht erst anbohren müssen, um mehr über seine Zusammensetzung zu erfahren.“ Es würde stattdessen ausreichen, zunächst diese Fontänen genauer zu analysieren. „Das ist enorm aufregend“, so der Forscher.
Die Hubble-Aufnahmen zeigten, dass die durch den Wasserdampf verursachten Auroren immer dann auftreten, wenn der Jupitermond in seiner exzentrischen Bahn am weitersten von seinem Planeten entfernt ist. Vermutlich sind daher Gezeitenkräfte durch die starke Schwerkraft des Jupiter der Auslöser für dieses Phänomen. Die Wissenschaftler vermuten, dass die langen Risse und Spalten im Eis von Europa bei größerem Abstand vom Planeten gedehnt und damit geöffnet werden, so dass der Wasserdampf austreten kann. Nähert sich der Mond dagegen wieder dem Planeten an, sorgen die stauchenden Kräfte von dessen Schwerkraft dafür, dass die Risse komprimiert und damit geschlossen werden.
„Die Entdeckung, dass Wasserdampf nahe dem Südpol von Europa austritt, stärkt dessen Position als Topkandidat für potenzielle Lebensfreundlichkeit“, sagt Roth. Gibt es auf Europa eine Verbindung zwischen der Oberfläche und dem subglazialen Ozean, dann schafft dies wichtige Voraussetzungen für einen Stoffaustausch und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass im Untergrund Bedingungen herrschen, die eine Entstehung von Leben gestatten.
Nadja Podbregar
Stand: 21.02.2014