Auf der Suche nach einer Blutmahlzeit muss ein Blutsauger eine ganze Reihe von Schwierigkeiten überwinden: Er muss einen Wirt finden, der den passenden Nahrungscocktail in sich trägt, auf dem Wirt die günstigste Einstichstelle lokalisieren, die Abwehrreaktionen des Immunsystems außer Kraft setzen und schließlich auch noch heil wieder die Flucht ergreifen und die meist umfangreiche Blutmahlzeit verdauen. Das Leben eines tierischen Vampirs ist nicht einfach…
Für ein blutsaugendes Insekt oder eine Zecke ist der Mensch nur die Verpackung für das, worauf es ihm wirklich ankommt – das nährstoffreiche Blut im Inneren. Da dieses Blut jedoch nicht über weitere Entfernungen hinweg zu orten ist, müssen die Tiere andere „Spuren“ für die Wirtssuche nutzen. Je nach Art und Lebensweise nutzen sie dabei optische, chemische oder auch thermische Signale, oft auch eine Kombination aller dieser Faktoren.
Für viele der tagsüber stechenden Insekten sind Farben und Formen ein wichtiger Schlüsselreiz: Die vor allem auf freiem Gelände jagenden Bremsen beispielsweise reagieren auf große Körper, die über den Horizont aufragen – und finden so weidende Rinder oder Pferde, ihre bevorzugten Blutlieferanten.
Auch die in den Tropen beheimateten Tsetsefliegen nutzen ähnliche Signale. Einige Forscher vermuten deshalb sogar, dass Zebras ihr charakteristisches Streifenmuster als Schutzmechanismus gegen die Stechfliegen entwickelt haben. Denn die Zebrastreifen lösen die Körperkontur optisch auf und erschweren damit den Insekten die Ortung ihrer Beute.
Nachts sind optische Signale kaum auszumachen. Viele nachtaktive Blutsauger nutzen daher stattdessen die von warmblütigen Tieren oder dem Menschen abgegebene Körperwärme zur Orientierung. So kreisen Stechmücken auf Wirtssuche innerhalb von Räumen meist dicht unter der Zimmerdecke, um die vom Menschen aufsteigende Wärme ausfindig zu machen. Treffen sie auf einen solchen Warmluftstrom, tauchen sie in ihm ab und nähern sich so ihrem Ziel.
Stand: 06.05.2002