Zecken gehören nicht zu den Insekten, sondern zu den Spinnentieren. Wie diese haben erwachsene Zecken daher nicht sechs sondern acht Beine.
Verbreitung:
Weltweit gibt es gut 800 verschiedene Zeckenarten, ausnahmslos alle saugen Blut. In Nord- und Mitteleuropa ist die Schildzecke Ixodes ricinus, auch gemeiner Holzbock oder Schafszecke genannt, der häufigste Vertreter dieser Tiergruppe. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zeckenarten ist Ixodes ricinus nicht auf einen Wirt spezialsisiert, sondern befällt gleich eine ganze Reihe von unterschiedlichen Tierarten, darunter auch den Menschen. Ähnliches gilt für die vor allem in Osteuropa verbreitete Zecke Ixodes persulcatus.
Beide Zeckenarten können durch ihren Biss sowohl den Erreger der Hirnhautentzündung (FSME) als auch der Lyme-Borreliose übertragen. Während es gegen die von Viren hervorgerufene FSME mittlerweile eine wirksame Schutzimpfung gibt, ist dies für die von Bakterien ausgelöste Borreliose noch nicht der Fall. In den frühen Stadien kann die Borreliose aber meist erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden.
Zecken bevorzugen feuchte Lebensräume, in denen eine dichte Pflanzendecke sie vor Austrocknung schützt. Im Gras und Gebüsch von Waldlichtungen und -rändern, in ungemähten Wiesen oder Brachland oder den kraut- und buschbewachsenen Böden lichter Wälder sind sie daher besonders häufig zu finden. Da sie gegenüber Austrocknung sehr empfindlich sind, überdauern sie heiße und trockene Sommer in einem widerstandsfähigeren Ruhestadium. Auch im Winter verfallen sie in Winterruhe.
Ernährung:
Alle Stadien der Zecken müssen mindestens einmal Blut saugen, um ihre Entwicklung fortsetzen zu können. Während die nur rund einen halben Millimeter großen Zeckenlarven auch das Blut von Mäusen oder anderen Kleinsäuger saugen, brauchen die Nymphen und Adulten meist größere Wirte wie Rehe, Hirsche, Füchse oder Weidetiere. Der Mensch kann von allen Stadien befallen werden.
Während des bei Larven zwei bis drei Tage, bei adulten Zecken bis zu einer Woche dauernden Saugakts nimmt die Zecken das zehn bis hunderfache ihres Gewichtes als Blut auf. Sie schwillt dabei auf ein Mehrfaches ihrer ursprünglichen Körpergröße an, ausgewachsene Zecken erreichen vollgesogen etwa Erbsengröße. Um die im Blut enthaltenen Nährstoffe zu konzentrieren und überschüssiges Wasser loszuwerden, pumpt die Zecke während ihrer Blutmahlzeit immer wieder größtere Mengen Speichel in das Gewebe ihres Opfers zurück. Während dieses Prozesses gelangen auch die Erreger der von Zecken übertragenen Hirnhautentzündung und der Lyme-Borreliose in den Körper des Menschen.
Zecken trinken nicht, sondern decken ihren Wasserbedarf ausschließlich aus ihren Blutmahlzeiten und durch die Aufnahme von Wasserdampf aus der Luft. Dazu benetzen sie ihre Mundwerkzeuge mit einem stark wasseranziehenden Sekret. Bei Luftfeuchtigkeiten über 80 Prozent reagiert Wasserdampf aus der Luft mit diesem Sekret und flüssiges Wasser sammelt sich auf dem Taster und rinnt in die Mundöffnung.
Lebenszyklus:
Der Lebenszyklus der Zecke umfasst drei Stadien und dauert in Regel drei Jahre – für jedes Stadium eins. Zeckenweibchen legen ihre Eier in 2.000er-Paketen an geschützten und ausreichend Stellen der Streuschicht ab. Die aus den Eiern schlüpfenden sechsbeinigen Larven machen sich schon nach wenigen Tagen auf die Suche nach ihrer ersten Blutmahlzeit. Nach einem Saugakt von zwei bis drei Tagen lassen sich die vollgesogenen Larven fallen und beginnen mit ihrer Entwicklung.
Nach einigen Monaten häutet sich die Larve schließlich zum nächsten Stadium, der achtbeinigen, rund 1,5 bis 2 Millimeter großen Nymphe. Die meisten der im Sommer und Herbst gehäuteten Nymphen begeben sich nicht direkt auf Wirtssuche, sondern treten bis zum nächsten Frühjahr in ein Ruhestadium ein. Erst dann entwickeln auch sie „Blutdurst“. Die gesogenen Nymphen häuten sich nach dem gleichen Prinzip zu den ausgewachsenen, rund vier Millimeter großen Zecken.
Stand: 06.05.2002