Noch immer sind viele Missverständnisse über Zecken und ihr Verhalten, aber auch über die Risiken nach einem Biss in Umlauf. Hier daher eine Zusammenstellung der verbreitetsten Irrtümer.
Zecken fallen von den Bäumen
Zecken lauern im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht auf Bäumen, um sich beim Herannahen eine Menschen oder Tieres fallen zu lassen. Abgesehen davon, dass die Trefferquote bei dieser Art der Kamikazetechnik sehr gering wäre, würde es auch erheblichen Aufwand bedeuten, nach jedem Fehlsturz wieder mehrere Meter den Baum hinauf klettern zu müssen. Statt dessen sitzen hungrige Zecken an den Spitzen von Grashalmen oder kratzigen Pflanzen, maximal aber in einer Höhe von rund eineinhalb Metern. Nähert sich ein Warmblüter strecken sie ihre mit Krallen bewährten Vorderbeine aus und lassen sich vom vorbeikommenden Tier – oder dem Menschen – abstreifen.
Zecken beißen nur im Frühjahr
Zecken sind immer dann aktiv, wenn es warm, aber nicht zu heiß und trocken ist. In Deutschland gibt es daher zwei Hauptaktivitätsphasen, Frühjahr bis Frühsommer und Herbst. In kühleren Jahren können sogar im Hochsommer vereinzelte Zeckenbisse vorkommen. Nur der Winter ist in Regel zeckenfreie Zeit, da die Tiere dann in eine Art Winterruhe fallen.
Zecken sind Insekten
Zecken gehören nicht zu den Insekten sondern zu den Spinnentieren. Daher haben sowohl ausgewachsene Zecken als auch die Nymphen, das zweite Jugendstadium, nicht sechs sondern acht Beine. Fliegen können Zecken grundsätzlich nicht.
In Deutschland übertragen Zecken keine Krankheiten
Im Gegenteil: Die in Deutschland heimische Zecke Ixodes ricinus kann sogar Erreger von gleich zwei Krankheiten übertragen, der Hirnhautentzündung FSME und der Lyme-Borreliose. Während das FSME-Risiko nur in einigen Teilen Deutschlands erhöht ist – darunter vor allem im süddeutschen Raum, besteht die Gefahr, mit dem Borreliose-Bakterium infiziert zu werden, in ganz Deutschland.
Rechtzeitiges Entfernen der Zecke schützt vor der Krankheitsübertragung
Dies stimmt zwar für die Lyme-Borreliose, da deren Erreger in der Regel erst nach längerem Saugen durch die Zecke übertragen werden. Für die ebenfalls von den Zecken übertragenen viralen Erreger der Hirnhautentzündung gilt dies jedoch nicht, da diese schon unmittelbar nach dem Biss mit dem in die Wunde abgegebenen Zeckenspeichel auf den Menschen übergehen können.
Zecken muss man mit Öl beträufeln oder herausdrehen
Auf gar keinen Fall! Richtig entfernt man eine Zecke, indem man sie mit einer Pinzette oder ähnlichem möglichst nahe der Haut fasst und dann gerade nach oben herauszieht. Dreht man die Zecke oder beträufelt sie sogar mit Öl oder Alkohol, wird sie gereizt und gibt erst recht infizierten Speichel und Verdauungsflüssigkeit in die Bissstelle ab.
FSME kommt nur im Frühsommer vor
Auch wenn der Name „Frühsommer Meninge Enzephalitis“ (kurz: FSME) dies suggeriert – die von Zecken übertragenen Hirnhautenzündung kann immer dann übertragen werden, wenn auch die Zecken als Überträger aktiv sind. Zwar treten Krankheitsfälle in Deutschland gehäuft zu Beginn des Sommers auf, aber auch im Herbst besteht grundsätzlich Infektionsgefahr in den betroffenen Gebieten.
Nur Jäger und Forstarbeit sollten sich gegen FSME impfen lassen
Da Zecken nicht nur im Wald, sondern auch in Parks und Gärten vorkommen, ist eine Impfung gegen FSME auch für alle sinnvoll, die sich häufiger in ihrer Freizeit draußen aufhalten. In Deutschland haben sich 90 Prozent der FSME-Fälle den ausschlaggebenden Zeckenbiss bei Freizeitaktivitäten zugezogen.
Stand: 06.05.2002