Astronomie/Kosmologie

Verschmorte Trafos und zerstörte Satelliten

Was sind die Folgen und was kann man tun?

Auf der Erde hat ein Sonnensturm fatale Auswirkungen – vor allem auf die Elektronik. 1989 beispielsweise führte ein mit einem koronaren Massenausbruch gekoppelter Flare zu geomagnetischen Stürmen, die das Stromleitungsnetz in Kanada und den USA in weiten Teilen lahmlegten. Transformatoren brannten durch, sechs Millionen Menschen saßen mehr als neun Stunden lang ohne Strom da. Im Dezember 2005 störte ein Flare die Signale der GPS-Satelliten für zehn Minuten. „Das klingt nicht viel“, erklärt Louis Lanzerotti, ehemaliger Techniker bei den Bell Laboratories. „Aber ich möchte dann nicht in einem Flugzeug sitzen, das von GPS geleitet gerade im Landeanflug ist.“

Wachposten im All: der Advanced Composition Explorer (ACE) © Andrzej Mirecki / CC-by-sa 3.0

Wachposten am Lagrangepunkt 1

Unter anderem deshalb haben die NASA und andere Weltraumorganisationen heute zahlreiche Observatorien im Weltraum stationiert, deren einzige Aufgabe es ist, die Sonne genau und rund um die Uhr zu überwachen. Ein wichtiger Vorposten ist dabei der Advanced Composition Explorer (ACE). Dieser bereits 1997 gestartet Satellit kreist um den sogenannten Lagrange Punkt 1 – einen Punkt 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt in Richtung Sonne. Er kann als erster bestimmen, wohin sich ein Massenausbruch oder ein Flare von der Sonne aus bewegt – und ob er droht, die Erde zu treffen. „Der ACE ist unser Frühwarnsystem“, erklärt Young.

Rund eine halbe Stunde, nachdem sich ein solarer Ausbruch ereignet hat, wissen die Experten der Weltraumwetter-Überwachung in der Regel nicht nur, wann und wo er passierte, sondern auch wie schnell er sich bewegt und wo er treffen wird. Registrieren sie das verräterische Aufleuchten eines koronaren Massenauswurfs, bleiben meist noch einige Stunden Vorwarnzeit, bis die volle Wucht des Sonnensturms die Erde erreicht. Vor allem für Satellitenbetreiber ist der „Weltraum-Wetterbericht“ daher essenziell. Aber auch die NASA selbst nutzt diese Vorwarnzeit, um beispielsweise sensible Teile von Raumsonden abzuschalten, die ins Visier der Plasma- und Strahlenwolken zu geraten drohen. Häufiger ist dies beispielsweise bei der Merkur-Sonde MESSENGER der Fall.

Bei einem Sonnensturm gefährdet: das GPS-System © NASA

Keine Chance gegen ein Carrington-Ereignis

Allerdings: Sollte ein Sonnensturm des Carrington-Kalibers unterwegs sein, gibt es nach Einschätzungen von Experten kaum etwas, was unsere Satelliten schützen könnte. Einer Studie nach wären in einem solchen Fall Kosten zwischen 30 und 70 Milliarden Dollar vorprogrammiert, denn die meisten Satelliten hätten dieser Energie kaum etwas entgegenzusetzen. Die elektrischen Entladungen würden ihre sensible Elektronik unrettbar durchbrennen lassen. Als Folge fiele ein Großteil der Telekommunikationssatelliten aus. Der etwas lakonische Lösungsvorschlag der Forscher dazu: Am besten halten die Betreiber jede Menge Ersatzsatelliten startbereit.

Immerhin einen Trost gibt es: Solare Ausbrüche wie im Jahr 1859 sind offenbar rar. Seither ist die Erde von zahllosen Flares und solaren Massenausbrüchen getroffen worden – doch keiner von ihnen war so heftig wie das Carrington-Ereignis. Das zeigen unter anderem Eisbohrkerne. Denn solche Ereignisse hinterlassen Spuren an verschiedenen Molekülen im Schnee, die dann in der jeweiligen Eisschicht konserviert bleiben. „Das Carrington-Ereignis sticht dabei heraus als das größte der letzten 500 Jahre“, erklärt NASA-Forscher David Hathaway. Heute schätze man, dass so etwas nur zwei Mal pro Jahrtausend vorkomme. Das aber heißt nicht, dass sich so etwas nicht heute wiederholen könnte, wie der Forscher betont.

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Nadja Podbregar
Stand: 26.04.2013

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Warten auf das solare Maximum
Die Aktivität unserer Sonne und ihre Kapriolen

Ominöse Ruhe
Das Verhalten der Sonne gibt Astrophysikern Rätsel auf

Chaotisch und asynchron
Wie entsteht ein Doppel-Maximum?

Der Super-Ausbruch
Das Carrington-Ereignis und die Entdeckung der Sonnenstürme

Reißende Gummibänder
Was passiert bei einem solaren Ausbruch?

Verschmorte Trafos und zerstörte Satelliten
Was sind die Folgen und was kann man tun?

Sechs Minuten für die Sonnenforschung
Die EUNIS-Mission und ihre Ziele

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