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In Alaska untersucht der Max-Planck-Forscher etwa Vogelarten, die während der Sommermonate unter andauernder Helligkeit leben. Manche lassen sich davon weniger beeindrucken und leben einfach ihren Rhythmus weiter, scheinen sich also an anderen Zeitgebern zu orientieren. Und andere, etwa der Graubruststrandläufer, finden tagelang überhaupt keine Ruhe mehr – und paaren sich ausgerechnet in diesen Phasen höchst erfolgreich.
„Das kann man natürlich nicht auf unsere Blaumeisen übertragen, da sich die Tiere in Alaska über einen langen Zeitraum an diese extremen Lichtbedingungen angepasst haben“, betont Kempenaers. Aber es zeigt, wie wenig wir über den Lebensrhythmus unserer heimischen Vogelarten wissen. Kempenaers will dem Thema künftig in einer großen Studie gemeinsam mit niederländischen Kollegen nachgehen. Dazu beobachten die Forscher Vögel in einem Waldgebiet, in dem nach dem Zufallsprinzip verschiedene künstliche Lichtquellen installiert wurden.
Stadtpflanze und Landei
Auch Jesko Partecke interessiert sich für den Einfluss des Kunstlichts auf Vögel, weshalb er und seine Mitarbeiter Amseln mit Sendern und Lichtsensoren ausstatteten. So können sie nicht nur den Aufenthaltsort und die Aktivität der Tiere erfassen, sondern auch, wie viel Licht sie tatsächlich ausgesetzt sind und zu welchen Zeiten. „Damit sind wir erstmals in der Lage, die direkte Auswirkung der Lichtverschmutzung zu messen“, sagt Partecke. Derzeit werten die Forscher aus seinem
Team die Daten des Experiments aus. Bald können sie also hoffentlich mehr darüber sagen, welche Rolle das Kunstlicht spielt.
Aber sind die Verhaltensunterschiede zwischen Stadt- und Landtieren tatsächlich bereits Folgen einer Mikroevolution, also einer direkten Anpassung an eine neue Umgebung und den herrschenden Selektionsdruck? Jesko Partecke hat da noch eine andere Idee: „Ich glaube, es ist ähnlich wie bei uns Menschen: Manche Individuen würden in der Hektik der Stadt krank werden und ziehen deshalb das ruhige Landleben vor, während andere genau die Hektik brauchen.“
Demnach gibt es also auch bei Vögeln unterschiedliche Charaktertypen, die unterschiedliche Voraussetzungen mit sich bringen. Und so zieht es vielleicht manche in die Großstadt, während andere Landeier bleiben.
Stefanie Reinberger / MaxPlanck Forschung
Stand: 05.04.2013