Naturereignisse/Naturkatastrophen

Was machte diese Flut so verheerend?

Der historisch-meteorologische Hintergrund

Es beginnt weitab von Hamburg und der Deutschen Bucht, weit draußen auf dem Atlantik: Am 14. Februar 1962 strömt kalte Luft aus Grönland auf ein Tief nahe Island zu und spaltet von diesem ein kleines Teiltief ab. Noch scheinbar harmlos ist damit das so folgenreiche Sturmtief geboren.

Die eigentliche Geburt des für die Küsten der Deutschen Bucht und für Hamburg und Nordwestdeutschland so folgenreichen Orkantiefs begann etwa am 14. Februar 1962. Grönlandkaltluft spaltete von einem Tief nahe Island ein kleines Teiltief ab, das sich danach verstärkte und als „Schnellläufer“ mit einem breiten Niederschlagsband aus gewittrigen Regenschauern, Schneeregen und Graupel südostwärts zog. Am Morgen des 16. erreichte es mit einem Kerndruck von nur 950 hPa (damals noch Millibar) Südskandinavien. In der nachfolgenden Nordmeerkaltluft steigerte sich über der Nordsee der Nordwest-Sturm allmählich zum Orkan. © DWD

Ein „Schnellläufer“ auf dem Vormarsch

Es rast als „Schnellläufer“ südostwärts und verstärkt sich dabei immer mehr. Mit ihm bewegt sich ein breites Niederschlagsband aus gewittrigen Regenschauern, Schneeregen und Graupeln Richtung Festland. Bereits gegen Mittag des 15. Februar lässt das Seewetteramt des Deutschen Wetterdienstes (DWD) entlang der deutschen Nordseeküste Sturmsignale setzen. Beim für den Sturmflutwarndienst zuständigen Deutschen Hydrographischen Institut laufen nahezu kontinuierlich die Sturm- und Orkanwarnungen der Meteorologen ein.

Am Morgen des 16. Februar erreicht das Tief „Vincinette (die Siegreiche)“ mit einem Kerndruck von nur 950 Hektopascal Südskandinavien. Die in seinem Gefolge einströmende Nordmeer-Kaltluft steigert den Nordwest-Sturm über der Nordsee allmählich zum Orkan.

Ebbe fällt aus

Gegen 13.00 Uhr meldet das Fischereischutzboot „Meerkatze“, das sich mitten in der Nordsee aufhält, bereits Windstärke 11. Nur sechs Stunden später, um 19.00 Uhr, kämpft die Schiffsbesatzung schon mit einem ausgewachsenen Orkan der Windstärke 12. Das norwegische Wetterschiff „Eger“ gerät sogar in Seenot.

Ist die Orkanstärke allein schon bedrohlich, sollte sich noch ein anderer Faktor als fatal erweisen: Obwohl das eigentliche Sturmtief weiter nördlich an der Deutschen Bucht vorbeizieht, halten die massiven Nordwestwinde des Orkans über Stunden bis in die Nacht des 16. Februar an. Der Sturm schiebt das Wasser der Nordsee in die Deutsche Bucht, die Wassermassen türmen sich immer höher. Die Folge: Die Nachmittags-Ebbe findet nur rudimentär statt, das Wasser kann nicht seewärts ablaufen. Auch das Wasser der Elbe ist blockiert und staut sich immer stärker auf. Die eiskalten Nordwestwinde drücken in die wie einen Trichter wirkende Elbmündung.

Überflutete Wohnhäuser in Wilhelmsburg © Gerhard Pietsch / GFDL

Überlastete Deiche

In der Nacht vom 16. zum 17. Februar treten zwar auch hinter der deutschen Küstenlinie und in Hamburg mehrmals Orkanböen auf, doch die eigentlich Gefahr lauert im Wasser: Da das Ebbewasser nicht abgelaufen ist, befürchten die Experten, dass das nächste Hochwasser entsprechend höher ansteigen wird. Und genau so kommt es: Gegen 23.00 Uhr erreicht die nächste Flut ihren Höhepunkt. Das auf die Küste einströmende Wasser türmt sich noch auf die ohnehin schon angeschwollenen Wassermassen – zu hoch für die überlasteten Deiche…

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Nadja Podbregar, Jens Oppermann, Dieter Lohmann
Stand: 16.02.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die große Flut - Hamburg 1962
Kann sich die Katastrophe wiederholen?

„Land unter“ in Hamburg
Die Nacht der Flut

Was machte diese Flut so verheerend?
Der historisch-meteorologische Hintergrund

Vorhersage einer Sturmflut
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Sturmflutwarnung
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